Löschen Sie Ihre Wetter-App. Ersetzen Sie diese durch eine Uschi-Ortungs-App.

Endlich wird es Sommer. Zumindest dort, wo Sie sich aufhalten. Schön für Sie, ich gönne es Ihnen von Herzen. Und kann Ihnen nur raten: Bleiben Sie mir fern. Meiden Sie mich weitläufig. Denn wo ich bin, ist schlechtes Wetter. 

Lange Zeit glaubte ich an Zufall, wenn sich Menschen weltweit an ihren Urlaubsdestinationen in der Sonne räkelten und in lauen Fluten plantschten. Während genau über mir aufgrund eines unerklärlichen Temperatursturzes orkanartige Stürme mit Hagel einsetzten. Oder wenn über die Sonneninsel Ibiza, kaum dass ich aus dem Flugzeug gestiegen war, eine Kältewelle verheerenden Ausmaßes fegte. Wie man mir versicherte, hatte es bis zu meiner Ankunft in der südlichen Ägäis auch noch niemals Schnee gegeben.

Halten Sie mich jetzt bitte nicht für größenwahnsinnig, wenn ich Ihnen ein Geheimnis verrate: Was die Griechen, Spanier, Italiener, Kroaten, Balinesen, Kubaner, Südafrikaner und alle anderen Bemitleidenswerten, die mich zuvor noch nie in ihrer Region hatten, nicht ahnen, ist: Das Wetter wird speziell für mich gemacht.

Oben im Himmel – zumindest nehme ich an, dass es oben ist, schließlich fällt der Regen auch von oben – da oben also sitzt, liegt oder schwebt eine Art Wettergott-Wesen, das an mir einen Narren gefressen hat. Das Wesen, ich nenne es hiermit liebevoll „Wetti-Tant“, verfolgt interessiert meine Urlaubsplanungen. Und schlägt zu, sobald ich mich am Ziel befinde.

„Wohin fährt sie denn diesmal?“, sinniert das Wetti-Tant da oben, kaum dass es mich mit einem Urlaubs-Köfferchen bewaffnet sieht. „Aha, sie hat nur offene Schuhe und leichte Sommerkleidung im Gepäck! Da werden wir ihr wieder zeigen, was wir hier oben zusammenbringen! Und einen neuen Kälterekord aufstellen!“

Falls sie auf ihrem Handy eine Wetter-App benützen: Löschen! Ersetzen Sie diese durch eine Uschi-Ortungs-App, die Ihnen meinen aktuellen Standort bekannt gibt. Dann müssen Sie sich nur an eine einzige Regel halten: Mir keinesfalls zu nahe zu kommen! Sie können davon ausgehen, dass praktisch überall auf der Welt prachtvolles Wetter ist. Dort, wo ich bin, z. B. auf den Fidschi-Inseln, endet die einsetzende Frostwelle in frühestens 14 Tagen (wenn ich abreise). An die Bevölkerung werden von den Behörden gratis Pudelhauben und Schneeschuhe ausgegeben, um das Überleben zu sichern. 

Da ich nicht frei von materiellem Verlangen und auch nur ein Mensch bin, habe ich beschlossen, mein stilles Talent zu vermarkten. Rufe neuerdings bei Reisekonzernen an: „Hallo, ich bin’s, Sie wissen schon. Wollte nur erwähnen, dass ich nächste Woche nach Dubai fliege und zwei Monate bleibe … außer Sie lassen sich mein Fernbleiben eine Kleinigkeit kosten.“

Meine Familie unterstützt meine neue, lukrative Tätigkeit aus ganzem Herzen. So einfach wie ich verdient keiner Geld. Dick vermummt und mit steif gefrorenen Fingerchen (dort, wo ich bin, fallen auch gerne Strom und Heizung aus) suchen meine Lieben nach immer weiteren Schönwetter-Destinationen. Gerade habe ich dem größten Karibik-Anbieter mein garantiertes Fernbleiben für die nächsten zwanzig Jahre verkauft. Leute, mit dem Haufen Kohle bauen wir uns eine neue Existenz auf! Schneepflugfahrer auf den Malediven wäre eine Möglichkeit.  

Herzlich,

Beitragsbild: © privat / @uschifellner