Immer mehr Gesundheitsbewusste unterziehen sich in der Kältekammer einer Kryotherapie, bei der man drei Minuten in einer Art Litfaßsäule verbringt, bei minus 110 Grad. Die Kältetherapie soll gegen Müdigkeit, Erschöpfungen, Allergien und Entzündungen wirken, das Immunsystem wird geboostet. Minus 110 Grad? Schaffe ich! Da mir versichert wird, dass nachweislich noch niemand in der Kältekammer erfroren ist, buche ich mein persönliches „Was dich nicht umbringt, macht dich stärker“-Erlebnis. Zunächst werde ich mit Handschuhen und Mütze ausgestattet, den Badeanzug, die Socken und die Schuhe mit fester Sohle trage ich schon am Leib. Was in der Kombi ein skurriles Bild abgibt, egal, sieht mich ja keiner, außer der Therapeutin, die vor der Glaswand darüber wacht, dass man sich ausreichend bewegt. Bevor ich in die Litfaßsäule steige, darf ich mir einen Song aussuchen, ich wähle „I`m so excited“ von den Pointer Sisters, passt zu meiner Stimmung. Jetzt geht´s los: Ich fühle nie gekannte, trockene Eiskälte um mich wabbern, tanze Vollgas, gebe alles, hüpfe wie ein Hampelmann, mir ist so kalt. Ich halt´s nicht mehr aus, noch eine Minute! Muss raus! Nein. Ich steh´das durch und wenn ich hier erfriere!

Drei Minuten um! Reiße die Türe auf, falle der Therapeutin quasi in die Hände, sicher zerbreche ich jetzt in eine Million Eisstücke. „Toll haben Sie das gemacht!“ Ich lebe! Besser gesagt, ich staune, dass ich lebe. Greife mir an die Nase. Alles da. Glückshormone fluten mich. Bald schon will ich zurück in die Kälte, die ich wärmstens empfehlen kann … 

Beitragsbild: © iStock