Im Schatten von Mutter und Vater zu stehen ist für Schauspielerin Antonia Moretti kein Thema. Sie hat zwar berühmte Eltern, aber den Weg zum Erfolg musste sie sich erarbeiten. Der momentan angesagteste Shootingstar des Landes im Gespräch.

Eines zumindest haben Cindy Crawford und Kaia Gerber, Madonna und Lourdes Leon, Phil Collinsund Lily Collins, der Hörbiger-Clan, Tobias Moretti und Antonia Moretti gemeinsam – sie alle wurden schon oft auf ihr Familienverhältnis angesprochen und es wurde wild thematisiert, ob Talent vererbbar sei. Schaut man sich die momentan gefragteste Schauspielerindes Landes an, dann wird schnell klar: Talent wird einem nicht geschenkt und sie macht ihr Ding, unabhängig von ihren Eltern. Wir haben Antonia Moretti, den heimischen Shootingstar 2022, getroffen und mit ihr über ihren Weg zum Erfolg gesprochen.

Die Bescheidene. Das Interview mit Antonia Moretti steht anfangs unter keinem guten Stern. Es gibt Kommunikationsprobleme mit Agenturen, aber wir lassen nicht locker. Immerhin zählt Antonia Moretti zu den schauspielerischen Nachwuchshoffnungen des Landes. Gute Geister helfen weiter und plötzlich meldet sich Antonia Moretti persönlich per Mail, unaufgeregt, sehr freundlich und zuvorkommend. Spontan organisieren wir ein Fotoshooting, und auch da gibt sich die 23-jährige Tirolerin bodenständig und sympathisch. Im Interview bestätigt sich unsere Meinung – die Schauspielerin wird es noch ganz weit bringen. Und das auf sehr natürliche Art und Weise.

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© Birgit Pichler

 „Um die Erwartungshaltung anderer mache ich mir nicht so viele Gedanken.“  

– Antonia Moretti

look!: Liebe Frau Moretti, herzliche Gratulation zu Ihrer ersten „Romy“ und der Auszeichnung in der Kategorie „Entdeckung weiblich“! Welche Bedeutung hat dieser Preis für Sie und wie stehen Sie generell zu Preisverleihungen im Kreativbereich?

Antonia Moretti: Vielen herzlichen Dank! Dieser Preis hat mich sehr überrascht, geehrt und macht mir viel Freude. Das spornt junge Schauspieler*innen schon an und macht Mut, muss ich zugeben. Vor allem, weil es ein Publikumspreis ist.

Ihr Vater ist Schauspieler, Ihre Mutter Oboistin. Hat Sie die kreative Ader Ihrer Eltern schon früh geprägt oder hatten Sie ursprünglich andere berufliche Pläne – und wie kamen Sie dann zum Schauspiel?

Ich denke, das hat mich schon in irgendeiner Art und Weise geprägt, die Berufe meiner Eltern waren für mich ganz selbstverständlich, wie für jedes Kind. Lange wollte ich aber nicht dieselbe Berufsrichtung einschlagen. Trotzdem haben sich die Wege dann so ergeben. Ich habe Jazzgesang in Wien und Schauspiel in New York und Köln studiert. Im Moment bin ich dabei, Physiotherapeutin zu werden, und würde später am liebsten beides kombinieren.

Haben die Menschen um Sie herum Ihrer Meinung nach eine Erwartungshaltung, eben weil Sie einen berühmten Vater haben, und setzt Sie das unter Druck? Wie gehen Sie damit um?

Das kann bei einigen so sein, aber durchaus nicht bei allen. Im Endeffekt zählt die Arbeit mit verschiedenen Persönlichkeiten und das Ergebnis, das am Schluss dabei rauskommt. Um die Erwartungshaltung anderer mache ich mir nicht so viele Gedanken. Das nimmt doch nur Zeit und gute Laune in Anspruch.

Sie leben in Innsbruck, sind aber beruflich viel unterwegs. Wie erden Sie sich privat wieder vom Medienbusiness-Trubel?

So viel Trubel gibt’s da gar nicht. Was ich generell immer wieder brauche: im Wald mit unserem Hund spazieren gehen, Radl fahren, Zeit mit Freunden verbringen, ans Wasser gehen, im Regen tanzen … Und wenn’s sein muss, Anatomie lernen, manchmal …

Erzählen Sie uns bitte ein bisschen vom Fernseh-Zweiteiler„Im Netz der Camorra“ aus dem Jahr 2021 …?

Es ist ein Maffia-Thriller, der die Geschichte einer Südtiroler Winzerfamilie erzählt. Das Leben dieser dreiköpfigen Familie stellt sich drastisch auf den Kopf, als der Vater Matteo von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Seine alte Camorra-Familie aus Süditalien findet ihn, alle sind plötzlich in Lebensgefahr. Matteo hat all die Jahre sein dunkles Geheimnis bewahrt. Ich spiele Laura, die Tochter von Matteo. Eine anfangs naive, fröhliche und weltoffene junge Frau, deren Leben völlig aus der Bahn gerät. In dieser Konstellation ist sie gezwungen, erwachsen zu werden. Es war eine tolle Herausforderung, so viele Facetten und so eine Entwicklung spielen zu dürfen.

Mit „Die letzte Party deines Lebens“ gaben Sie Ihr Kinofilm-Debüt. Gibt es Unterschiede zwischen einem Fernsehfilm-Dreh und einem Kinofilm-Dreh?

Als Schauspielerin spüre ich eigentlich vor allem die Art, wie ein Regisseur an ein Projekt herangeht. Jemand wie Andreas Prochaska legt auf jedes Detail wert und lässt nicht los, bis er es eingefangen hat. Das macht die Arbeit mit ihm so besonders. Ich hatte in jedem Moment vollstes Vertrauen, das war irrsinnig angenehm und hilfreich für die Entwicklung der Rolle.

Komödie oder Drama – welche Rolle bevorzugen Sie und in welche Rolle wollen Sie unbedingt noch schlüpfen?

Drama fasziniert mich im Moment, aber auf eine verrückte Komödie hätte ich natürlich auch sofort Lust. Klar, dass mansich als junger Mensch in allen möglichen verschiedenen Rollen und Situationen ausprobieren will.

Welche schauspielerischen Pläne stehen in den kommenden Monaten bei Ihnen an und wann und wo dürfen wir Sie bestaunen?

Eine Fortsetzung von „Im Netz der Camorra“ ist in Planung! In einem Jahr bin ich mit dem Studium fertig und habe danach hoffentlich wieder mehr Zeit zum Drehen (lacht).

Beitragsbild: © Birgit Pichler