Pünktlich zum 125. Todestag der österreichischen Ikone verschafft uns die Historikerin und profunde Sisi-Kennerin Katrin Unterreiner neue und überraschende Einblicke in die private Welt der Kaiserin als Mutter, Powerfrau und verletzlicher Mensch.

GROSSE LIEBESGESCHICHTE. Im Mittelpunkt der neuen Netflixserie „Die Kaiserin“ steht die
Beziehung zwischen Elisabeth und Franz. Elisabeth (Devrim Lingnau) verkörpert eine junge Frau, die ihrer Zeit voraus war und gegen die
starren Regeln des 19. Jahrhunderts und des Hofes rebellierte.

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Die meisten von uns haben sofort die bezaubernde Romy Schneider vor Augen, die mit der Rolle der Kaiserin Elisabeth berühmt, aber gleichzeitig auch unglücklich wurde. Fast könnte man meinen, wie ihr reales Vorbild. Das bewegte Leben der Kaiserin wurde oft verfilmt und scheint bekannt – auch die Tatsache, dass Sisi sich zunehmend aus der Öffentlichkeit zurückzog und ein Leben nach ihren eigenen Vorstellungen führte.
Die Kuratorin des 2004 eröffneten Sisi-Museums in den
Kaiserappartements der Wiener Hofburg und Autorin zahlreicher Bücher über die Habsburger und Kulturgeschichte der k. u. k. Monarchie Katrin Unterreiner nutzte die Jahre der Pandemie, recherchierte unter anderem im Staatsarchiv und förderte dabei erstaunliche Details zutage. So zeigt sie den unmittelbaren Lebensbereich, den Tagesablauf und die Tagesbeschäftigung der Kaiserin und verrät viele neue, unbekannte Seiten der Habsburgerin.

GEHEIMES LEBEN DER KAISERIN

Die oft als exzentrisch bezeichnete Kaiserin Elisabeth legte großen Wert
darauf, ihren Weg nach außen hin im Verborgenen zu halten, um völlig ungestört ihren Interessen nachgehen zu können, ihr Leben abseits des Wiener Hofes blieb daher weitgehend unbekannt. „Zu Lebzeiten hat sich kein Mensch für Kaiserin Elisabeth interessiert, und sie war auch nicht sehr beliebt. Da gibt es den berühmten Satz: ‚Es wurden ihr wenige Tränen nachgeweint.‘ Kein Mensch würde mehr von ihr sprechen, aber nach dem Zusammenbruch der Monarchie erschien in einer österreichischen Zeitung ein Fortsetzungsroman ‚Sissi‘ mit
heiler Welt, bittersüßer Liebesgeschichte und allerlei anderen Klischees. Das ist dann in der zweiten Nachkriegszeit nach 1945 wieder aufgewärmt worden“, erklärt Katrin Unterreiner. „Das ist eine Rückbesinnung auf vermeintlich glamouröse Zeiten, um die düsteren Jahre auszublenden.

STETS NACH PROTOKOLL. Auf offiziellen Porträts erscheint Kaiserin Elisabeth oft streng, immer schön, aber unnahbar.

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In ihrem Buch schildert Unterreiner die Reitaufenthalte der Kaiserin, vor allem in England und Irland. Sisi war beinahe eine Hochleistungssportlerin, der körperliche, aber auch finanzielle Aufwand, den sie betrieb, war enorm. Was ihren Körperkult betrifft, so versuchte sie immer, am modernsten Stand der Ernährungs- und Medizinlehre zu sein. Ihre Depressionen und die Angst vor dem Altwerden trieben sie zu zum Teil kontraproduktiven Diäten, aber entgegen dem Mythos, alterte sie recht rasch. Elisabeth sprach wiederholt von der Qual ihres Lebens und war oft voller Bitterkeit gegen ihr Schicksal. Ihr Gemütszustand schwankte Zeit ihres Lebens, doch sie pflegte sehr konkret ihr Image als „Dulderin“ und nutzte die herzliche Anteilnahme gezielt für ihre Zwecke. Abseits des Hofes war Sisi gesellig und frönte gerne dem mondänen Leben an der französischen Riviera. Geld hat dabei keine Rolle gespielt. Das Buch zeigt, mit welchen damaligen „Promis“ und gekrönten „KollegInnen“ sie sich traf und wo ihre Lieblingsorte waren, aber auch wie Sisi doch noch
eine enthusiastische „Omama“ wurde.

SISI – DAS GEHEIME LEBEN DER KAISERIN. Katrin Unterreiner, 200 Seiten, Ueberreuter, 24 Euro.

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