Jedes Jahr vom 25. November bis 10. Dezember steht die Welt im Zeichen der Farbe Orange. Die internationale UN-Kampagne „16 Days of Activism“ macht sichtbar, was in vielen Gesellschaften unsichtbar bleibt: Gewalt an Frauen. Auch in Österreich sind die Herausforderungen groß – aber die Bereitschaft, etwas zu verändern, wächst.
Warum diese 16 Tage zählen
Die Kampagne will aufrütteln, sensibilisieren und zeigen, „wie hoch das Ausmaß der Gewalt an Frauen noch immer ist“, betont Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser. Gleichzeitig sei diese Zeit auch ein Moment der Solidarität, in dem Frauen sich gegenseitig stärken und Betroffene erfahren, dass sie nicht allein sind.
Gewalt an Frauen zeigt sich in vielen Formen: psychisch, physisch, sexualisiert, ökonomisch oder digital. Sie beginnt oft schleichend und eskaliert in Situationen, in denen Betroffene längst isoliert wurden. Noch immer müssen jedes Jahr rund 3.000 Frauen und Kinder in Österreich in Frauenhäuser fliehen. Allein 2025 gab es bereits 33 Mordversuche und 14 Femizide.

Damit sich das ändert, braucht es mehr Prävention – vor allem aufseiten der Täter. Viele Männer seien über lange Zeit gefährlich, drohend oder einschüchternd, erklärt Rösslhumer. „Wir müssen früher eingreifen“, sagt sie. Erst wenn Gewalt systematisch verhindert wird, können Frauen und Kinder wirklich sicher leben.
Ein Blick auf die Strukturen
Gewalt endet häufig nicht mit einer Trennung. Im Gegenteil: Gerade in Scheidungs- und Obsorgeverfahren kommt es zu emotionalem Druck oder sogar zu Strategien, die Betroffene erneut belasten. Rösslhumer spricht von „Täter-Opfer-Umkehr“ und betont, dass Institutionen hier noch sensibler werden müssen.
Auch gesellschaftlich sei noch viel zu tun. „Solange Frauen strukturell benachteiligt sind, wird es auch Gewalt geben“, sagt sie. Gleichstellung bleibt ein Schlüssel zur Prävention.
Zivilcourage beginnt in der Nachbarschaft
Ein entscheidender Baustein ist das Projekt StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt. Es zeigt Menschen, wie sie im Alltag reagieren können, wenn sie Gewalt vermuten oder beobachten. Vom Nachfragen über das Ansprechen bis hin zum Informieren von Beratungsstellen – kleine Schritte, die Großes bewirken können.

„Alle können etwas tun“, betont Rösslhumer. Prävention sei keine abstrakte Idee, sondern gelebte Verantwortung.
Männer als Teil der Lösung
Neuere Ansätze setzen verstärkt auf die Einbindung von Männern. Die Initiative „Haltung zeigen. Verantwortung übernehmen“ spricht Männer direkt an und lädt sie ein, aktiv gegen Gewalt aufzustehen. Bereits zahlreiche Persönlichkeiten aus Kultur, Sport und Wissenschaft machen mit – doch das Ziel sei viel größer.
„Wir brauchen eine Bewegung“, sagt Rösslhumer. „Je mehr Männer Haltung zeigen, desto schneller verändert sich die Kultur.“
Wo Betroffene Unterstützung finden
Österreich verfügt über ein engmaschiges Netz an Beratungsstellen, Frauenhäusern, Gewaltschutz- und Kinderschutzeinrichtungen. Hilfe gibt es anonym, kostenlos und rund um die Uhr:
- Frauenhelpline: 0800 222 555
- Männerinfo: 0800 400 700
Diese Einrichtungen ermöglichen Schutz und begleiten Betroffene durch oft schwierige rechtliche und emotionale Prozesse.
Gemeinsam sichtbar machen
Die 16 Tage sind auch ein starkes Symbol. Gebäude werden orange beleuchtet, Organisationen setzen Aktionen, Menschen tragen Orange – ein leuchtendes Zeichen gegen Gewalt. Sichtbarkeit schafft Bewusstsein, und Bewusstsein schafft Veränderung.
Ein besonders starkes Statement setzt die neue Schmuckkollektion von Boltenstern in Kooperation mit den Soroptimist Clubs. Unter dem Motto „Mit vereinten Kräften kreieren wir ein Zeichen“ entstand eine Linie, die die Botschaft der Kampagne „Orange the World“ in Form eines tragbaren Symbols weiterträgt.
*30 Prozent des Nettoerlöses werden für Projekte gegen Gewalt an Frauen gespendet. Es ist ein Beispiel dafür, wie kreative Kräfte, Wirtschaft und Frauenorganisationen gemeinsam ein sichtbares „Nein zu Gewalt“ aussprechen.
Über Mag.a Maria Rösslhumer
Mag.a Maria Rösslhumer ist Politikwissenschaftlerin und zählt zu den prägendsten Stimmen im österreichischen Gewaltschutz. Über 25 Jahre lang leitete sie den Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) sowie die österreichweite Frauenhelpline gegen Gewalt (0800 222 555) und die Online-Beratungsstelle haltdergewalt.at. Für ihr außergewöhnliches Engagement wurde sie 2020 mit dem Menschenrechtspreis der Liga für Menschenrechte ausgezeichnet.


