Als Ernährungswissenschaftlerin und Trainerin hat Holly Wilkinson eine Mission: Wohlbefinden und Gesundheit, ohne Verzicht und mit Genuss. Das Podcast-Interview über unnötige Gewohnheiten und die Motivation, ins TUN zu kommen.
look!: Dein Motto lautet: „Nie mehr Diäten.“ Ernährungsratgeber gibt es in Hülle und Fülle, was war dein Beweggrund, hierzu ein neues Buch in die Menge zu werfen?
Holly Wilkinson: In meiner eigenen „Diätkarriere“ habe ich sehr viele Bücher verschlungen, doch hat mir stets dieser Schubser „Mach was draus!“ gefehlt. Ich möchte mit meinem Buch weit vor einer Diät anfangen, nämlich bei Glaubenssätzen, beim Mangeldenken, ich möchte auch triggern, um hinzuschauen, wo die Ernährungsfehler und vor allem die Gewohnheiten und eingelernten Muster herkommen. Und damit die Brücke legen, ins eigene TUN zu kommen. Mein Buch ist eines zum Reinschreiben und zum Mittun.
Der Buchtitel lautet: „Genug gefastet“. Wie ist deine Meinung zum Intervallfasten?
Das Intervallfasten ist ein wertvoller Ansatz, um wieder in einen gesunden Essensrhythmus zu kommen. Gerade in der Nacht bringen wir durch eine lange Verdauungspause die Autophagie auf Hochtouren. Das Problem ist, dass Menschen fasten, ohne ihre grundsätzlichen Ernährungsgewohnheiten zu verändern. Z. B. 24 Stunden fasten und in den kommenden 24 Stunden essen sie alles. Chronische Entzündungen haben viele Ursachen, auch den chronischen Stress. Um Entzündungen zu minimieren, müssen wir vom Gas runter.
Viele Frauen leiden unter psychischen Schwankungen während der Menopause, Essattacken inklusive: dein Rat?
Schamgefühl und der daraus resultierende Stress machen viel mit dem Körper – unsere Zellen hören die ganze Zeit zu, wenn wir über die Nachteile unseres Körpers sprechen. Es ist Zeit, zurückzufinden in unsere Weisheit und Intuition. Wir Frauen sind sowieso magische Wesen. Und dann einmal schauen: Welche Routinen und Gewohnheiten bringen mich schon längst nicht mehr dahin, wo ich sein möchte? Ist es das regelmäßige Glas Wein am Abend, ist es die gestresste Zwischenmahlzeit, ist es der Proteinmangel, fehlendes Blattgemüse? Wo sehe ich Potenzial? Essattacken sind entweder ein physiologischer Mangel, z. B. zu wenig Protein, oder ein psychologischer. Zu Ersterem empfehle ich ein eiweißreiches, pikantes Frühstück, sei es vegan oder tierischen Ursprungs, z. B. ein Eiergericht mit Avocado, hochwertigem Öl oder Nüssen. Bei Zweiterem geht’s um einen inneren Mangel, z. B. man ist dauergestresst, hat also zu wenig Zeit für sich selbst, man fühlt sich nicht gesehen, nicht wertgeschätzt, ist gefrustet und schiebt dann kurzzeitig die Aufmerksamkeit aufs Essen.
Wie ist deine Einstellung zu Superfoods, diesen kompakten, vollwertigen „Powerhouses“? Gerade hier sind ja wertvolle Proteinbomben dabei, wie etwa Spirulina etc.
Regional Superfoods finde ich spannend, ich denke an die Pilzsaison oder wenn die Beeren reifen oder wenn man aus den Kräutern Extrakte und Tinkturen machen kann. Deren Antioxidantien schützen unsere Zellen. Es ist wichtig, nach kräftigen Farben in der Nahrung zu suchen! Der Regenbogen verspricht eine Fülle an Nährstoffen.
Ein wichtiger Hinweis zum Thema Klimaschutz – wir haben eigentlich alles an der Hand, sogar Spirulina werden bereits in Österreich gezüchtet. Du bietest Ernährungsprogramme an – welche findet man auf deiner Homepage?
Ich biete ein individuelles Betreuungsprogramm über 4 bis 12 Wochen an, da begleite ich 1:1 wöchentlich online, analysiere Ernährungsverhalten, bin jederzeit verfügbar, z. B. bei Heißhungerattacken. Das andere ist die sogenannte Sprechstunde, eine Zoom-Veranstaltung – da analysiere ich basierend auf all den gestellten Fragen, Essenstagebüchern etc. und ich erstelle Guidelines. Ich möchte online und offline aufzeigen, wie die Befreiung aus dem Diätenkreislauf gelingt. Statt Kalorien zu zählen, setze ich auf ein ganzheitliches Konzept, das Mental Health und Intuition einschließt. Meine Mission sind Wohlbefinden und Gesundheit – ohne Verzicht und ohne Zwang.
Holly beim look!-Health Day mit Moderatorin Manuela
Kamper (links).
© Martha Gattringer / Stefan Diesner