Networking in der Natur: Die Freiner Wirtschaftstage 2024

Wenn der Zweck die Mittel heiligt, sind wir auf dem Weg zur Hölle – starke Ansagen bei den 3. Freiner Wirtschaftstagen aus Wirtschaft und Politik 

Die vom echo medienhaus veranstalteten dritten Freiner Wirtschaftstage fanden in hochkarätiger Besetzung und mit anregenden Diskussionen in dem kleinen, idyllischen  steirischen Ort an der Mürz am Freitag (30. August) und Samstag (31. August) statt.

Eröffnungstalks

Den Eröffnungstalk betritt gleich der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer, der von Florian Gasser (Die Zeit) zur aktuellen Außen- und Innenpolitik befragt wurde. Fischer macht sich angesichts der Welt- aber auch der österreichischen Lage durchaus Sorgen: „Wenn der Zweck die Mittel heiligt, sind wir auf dem Weg zur Hölle“, betonte der Ex-Präsident. Bei der Befreiung Osteuropas hätte auch niemand gedacht, dass aus Ungarn einmal eine prekäre Demokratie werden könne. 


In mehreren großen Podiumsdiskussionen ging es dann etwa um den heimischen Tourismus  – mit Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler, dem Kaffeehausvertreter in der WKW Wolfgang Binder, dem  Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner und dem Unternehmer Sepp Schellhorn (Neos) – wobei klar wurde, dass Österreich zwar auf einem guten Weg ist, es aber noch viel – Stichworte Föderalismus und Steuerentlastung des Faktors Arbeit – zu tun gibt.

Special Guest

Special Guest war die weltberühmte Psychoanalytikerin Dr. Erika Freeman, eine von den Nazis aus Wien Vertriebene, die in den USA zur Berühmtheit wurde. Freeman erklärte, warum sie auf ihren Doktortitel bestehe: „Als ich promovierte, waren nur 1 Prozent der Doktoranden weiblich und als ich verheiratet war, fragten mich alle, warum ich noch arbeiten wolle.“ Und sie beschrieb sehr anschaulich ihren Abscheu vor Menschen, die in Hass aufgehen – „Hass ist extrem ungesund!“

Im Gespräch mit Herrn Landeshauptmann

Am Samstag sprach zunächst der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler im C3-Business Talk mit Thomas Prantner über Politik und aktuelle Herausforderungen des Bundeslandes in den Bereichen Wirtschaft und Klima. „Wir nehmen die Energiewende ernst. So stellen wir momentan ein neues Wasserkraftwerk an der Mur fertig. Unser Land soll eine Musterregion sein, die wirtschaftliche Dynamik und Klimaschutz miteinander vereint“, so der Landeshauptmann.

„Ohne Geld ka Musi“

Im Talk „Ohne Geld ka Musi“ unterhielten sich Tanja Wehsely (CEO Volkshilfe Wien), Helmut Ettl (Finanzmarktaufsicht) und Matthias Schroth (Notenbank) mit Stefan Ratzenberger über Schulden und Inflation – und wie diese vor allem die Ärmsten in unserem Land betreffen. Auch die Rolle des Bargeldes in einer digitalen Welt wurde besprochen. „In Österreich sind 17.7 % der Bevölkerung armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Armut hat viele Gesichter, viele davon weiblich“, so Volkshilfe-Geschäftsführerin Tanja Wehsely. Dabei birgt wohl gerade der digitale Bereich große Gefahren. „Digitale Geldleiher, die auf Knopfdruck Geld verleihen, sind gerade für jüngere Menschen riskant“, so Helmut Ettl.

„Wie viel Digitalisierung ist gut für ein gesundes Unternehmen?“

Das Thema „Wie viel Digitalisierung ist gut für ein gesundes Unternehmen?“ behandelten Martina Hacker (ÖBB), Reinhard Hanusch (Austro Holding) und Harald Kräuter, Direktor für Technik und Digitalisierung des ORF. Dabei ging es von Sicherheit im Umgang mit neuen Technologien über die Gefahr von Abhängigkeiten bis zu Vorsicht vor überhasteten Umstellungen. „Die Austroholding hat 7 Unternehmen mit insgesamt 800 Jahren Tradition, hier muss das Thema Digitalisierung sensibel behandelt werden. Das ist eine langfristige Arbeit und hier lautet das Motto oft: weniger ist mehr“, meinte etwa Reinhard Hanusch.

Zum Thema Innovation sprachen die Jungunternehmer Mario Wagner und Matthias Göth über ihr Start-Up Evercraft Ecotechnologies – ein Unternehmen, das mit seinen bahnbrechenden Technologien wesentlich zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen möchte. 


Den Abschluss machten Astrid Steharnig-Staudinger (Österreich Werbung) und Gerhard Fritsch (Saalbach 2025 WM) die sich mit Moderator Stefan Ratzenberger über Marketing und Sponsoring bei Großevents und über nachhaltigen Tourismus in Österreich unterhielten.

Die Herausforderung Overtourism sieht die Geschäftsführerin der Österreich Werbung als ein Verteilungsproblem: „Anstelle von Overtourism sprechen wir von Unbalanced Tourism. Unsere Aufgabe ist es, den Facettenreichtum Österreichs hervorzuheben und die Besucherströme besser zu verteilen.“

Unsere Highlights

Beitragsbilder: © Andreas Hofmarcher / Maisblau, © Bubu Dujmic