Mit Nadel & Hirn

Permanent Make-up – das ist Feinmotorik und Ästhetik in höchster Präzision. look! traf die Organisatorin und Jurorin der WULOP Austria, Leila Tollinger, zum spannenden Talk über eine facettenreiche Branche.


Beim Thema Permanent Make-up ausschließlich an perfektionistische Beauty-Ansprüche zu denken, greift eindeutig zu kurz. Vielmehr erobert die hohe Kunst der Fein-Tätowierung auch das sensible Segment der Krebspatientinnen – und leistet hier einen wertvollen Beitrag, um den betroffenen Menschen dabei zu helfen, nach oder während Therapien ein möglichst normales Leben führen zu können.

look!: Liebe Leila, du unterstützt auch KrebspatientInnen mit Permanent Make-up. Wie genau funktioniert das?

Leila Tollinger: Permanent Make-up kann eine große Hilfe für KrebspatientInnen sein, besonders nach einer Chemotherapie, die oft zu Haarausfall führt. Der Prozess beginnt immer mit einer ausführlichen Beratung, bei der ich die individuellen Wünsche und Bedürfnisse der/des PatientIn erfahre. Wir besprechen gemeinsam, welche Bereiche pigmentiert werden sollen, wie zum Beispiel Augenbrauen, Lidstriche, und wählen die passenden Farben und Formen aus. Ebenso restrukturiere ich Brustwarzen nach Brustkrebs. Abschließend erfolgt ein Cover-up der Narben. Viele PatientInnen fühlen sich nach der Behandlung wieder mehr wie sie selbst, was in der schweren Zeit der Krebserkrankung sehr wichtig ist. Permanent Make-up kann helfen, ihren Alltag mit mehr Selbstvertrauen zu meistern.

Wann kann man sich an dich wenden und was kostet das?

Sofort, sobald die Diagnose vorliegt. Es ist wichtig, den richtigen Zeitpunkt für die Pigmentierung zu planen. Idealerweise sollte die Pigmentierung entweder mindestens einen Monat vor Beginn der Chemotherapie oder einen Monat nach deren Abschluss erfolgen. Dies gibt der Haut ausreichend Zeit, sich zu erholen und die Pigmente bestmöglich aufzunehmen. Eine ärztliche Bestätigung ist ebenfalls erforderlich, da bestimmte Medikamente die Pigmentaufnahme beeinträchtigen könnten. Die Behandlung selbst ist für die PatientInnen komplett kostenlos. Ich habe einen Verein gegründet – und wir werden großzügig von Sponsoren wie der Firma Etalon Mix unterstützt, die uns die benötigten Pigmente und Nadeln zur Verfügung stellen. Ich selbst stelle meine Zeit ehrenamtlich zur Verfügung. In einigen Fällen übernimmt die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGKK) die Kosten für die Behandlung. Das dadurch eingenommene Geld spenden wir weiter an verschiedene Fonds und Organisationen wie die Caritas oder Frauen in Not. So können wir mit der Hilfe, die wir einer Person bieten, gleichzeitig viele weitere unterstützen.

Wie war dein Weg zur Permanent- Make-up-Artistin? Welche Voraussetzungen braucht man, um als Permanent- Make-up-ArtistIn gut zu sein?

Ich bin der Meinung, dass man sich auf eine Sache spezialisieren und sie perfekt machen sollte. Für mich ist das Permanent Make-up. Mein Weg begann mit intensiven Schulungen und Fortbildungen speziell in diesem Bereich. Ich habe mich darauf konzentriert, alles über die Techniken, die Haut und die besten Materialien zu lernen. Um als Permanent-Make-up-ArtistIn erfolgreich zu sein, braucht man vor allem Know-how, ständige Weiterbildung, künstlerisches Talent, Einfühlungsvermögen sowie Geduld und Genauigkeit. Meine Leidenschaft für diese Arbeit und der Wunsch, Menschen zu helfen, motivieren mich jeden Tag. Es ist unglaublich erfüllend, zu sehen, wie meine Arbeit das Leben meiner PatientInnen positiv beeinflusst.

Der Trend geht zu einem unaufdringlichen, lang anhaltenden Permanent Make-up, das die natürliche Schönheit unterstreicht.

Du veranstaltest auch eine Permanent- Make-up-Messe in Innsbruck. Kannst du uns mehr darüber erzählen?

Ja, seit 2022 bin ich die Organisatorin des Halbfinales der Weltmeisterschaft „WULOP Austria“ (World Universal League of Permanent Make-up) in Österreich. Hier kommen die besten PMU-ArtistInnen zusammen, um den Titel der besten Permanent-Make-up-Artistin bzw. -Artisten von Österreich zu erringen. Es gibt fünf Kategorien: Powderbrows, Eyeliner-Shading, Lipstick-Effekt, Hair- Stroke und Microblading. Die fünf GewinnerInnen dieser Kategorien vertreten unser Land im Finale. Im Jahr 2023 hat Österreich bereits beeindruckende Erfolge erzielt und ist im internationalen Vergleich von 67 Ländern auf Platz 13 gekommen. Zusätzlich veranstalten wir einen zweitägigen Kongress, auf dem die besten MeisterInnen ihres Fachs aus der ganzen Welt ihr Wissen und ihre Techniken teilen. Der WULOP ist die einzige anerkannte Weltmeisterschaft im Bereich Permanent Make-up und hat den gleichen Stellenwert wie ein internationaler Eurovision Song Contest. Ich persönlich habe die Ehre, als Jurorin bei der Weltmeisterschaft mitzuwirken. Österreich zeigt jedes Jahr unglaubliche Leistungen: 2022 haben wir den 1. Platz in der Kategorie Eyeliner-Shading weltweit erreicht, und 2023 den 4. Platz in der Kategorie Hair-Stroke. Unser Hauptsponsor ist die Wirtschaftskammer Tirol und der Generalsponsor ist Etalon Mix by Albina Lazareva.

Wie lange hält Permanent Make-up? Und vor allem: Ist es schädlich für die Haut?

Das Permanent Make-up hält in der Regel mindestens ein Jahr. Nach etwa 1,5 Jahren wird das Pigment langsam vom Körper abgebaut. Freilich kann die Farbe nach einem Jahr aufgefrischt werden. Es ist dabei entscheidend, dass die verwendeten Pigmente sicher sind und keine körpereigenen Reaktionen hervorrufen. Permanent Make-up an sich ist nicht schädlich, sofern die Behandlung von einem erfahrenen und qualifizierten Profi durchgeführt wird. Nach der Behandlung ist eine angemessene Pflege der behandelten Hautbereiche erforderlich, um die besten Ergebnisse zu erzielen und mögliche Risiken zu minimieren.

Beitragsbilder: © Leila Tollinger