Wenn ein Kind zu Hause von den Eltern nicht mehr gut versorgt werden kann, braucht es eine liebevolle Ersatzfamilie. Pflegeeltern übernehmen für unbestimmte Zeit die Aufgaben der leiblichen Eltern – für Kinder jeder Altersstufe sowie für Geschwister.

Pflegekinder kommen meistens aus ziemlich schwierigen familiären Verhältnissen und haben in ihren jungen Leben leider schon oft Gewalt oder Vernachlässigung erfahren. Daher brauchen sie besonders viel Verständnis, Geduld, Aufmerksamkeit, Vertrauen und Einfühlungsvermögen. Um etwas mehr Glück in ihr Leben zu bringen, sucht die Stadt Wien Pflegeeltern. Sie sollen den Kindern in Notsituationen Schutz, Sicherheit, Wärme und Geborgenheit gewähren, offen für ihre Herkunftsgeschichte sowie stabile und belastbare Bezugspersonen sein. Zudem ist es wichtig, den Pflegekindern ein liebevolles und fürsorgliches Zuhause bieten zu können. Es spielt keine Rolle, ob Pflegemamas oder Pflegepapas alleinstehend oder verheiratet sind oder in einer (auch gleichgeschlechtlichen) Partnerschaft leben beziehungsweise ob sie eigene Kinder haben oder nicht. Bedeutsam ist nur, die persönlichen Voraussetzungen und Fähigkeiten mitzubringen:

• Sie haben Erfahrung in der Erziehung und Betreuung von Kindern.

• Sie können sich vorstellen, ein Kind zu begleiten, das für seine gute Entwicklung mehr Zeit und Unterstützung braucht.

• Ihre Lebensweise und Ihr Haushalt sind auf Kinder eingestellt.

• Sie sind frei von Lebenskrisen, finanziellen Sorgen oder sonstigen Problemen.

• Sie sind sowohl krisenfest als auch belastbar.

• Sie können mit Auseinandersetzungen und Meinungsverschiedenheiten gut umgehen und diese auch lösen.

• Die Aufnahme eines Pflegekindes ist von allen im Haushalt erwünscht.

• In Ihrer Familie herrscht eine harmonische, warmherzige, kindgerechte und verständnisvolle Atmosphäre.

• Sie stehen dem Kontaktrecht des Pflegekindes zur leiblichen Familie positiv gegenüber.

• Sie besitzen auch die Fähigkeit, ein Kind bei der Rückkehr in die leibliche Familie zu begleiten.

• Sie sind bereit, eng mit den SozialarbeiterInnen der Kinder- und Jugendhilfe zusammenzuarbeiten.

GEBORGEN UND UMSORGT. Eltern geben ihrem Kind in allen Lebenslagen Sicherheit, Schutz und vor allem Liebe. © iStock

Gut vorbereitet

Die Pflegeeltern brauchen sowohl psychische als auch ökonomische und zeitliche Ressourcen, um den Anforderungen eines Kindes gerecht zu werden. So sollten sie beispielsweise über erzieherisches Geschick, Einfühlungsvermögen, Toleranz, Gesprächsfähigkeit, Geduld und Konfliktlösungskompetenz verfügen. Es bedarf keiner pädagogischen Ausbildung, eine große Freude an der Arbeit mit Kindern ist aber unbedingt Voraussetzung. In Wien werden Pflegeeltern sehr gut auf ihre vielschichtigen Aufgaben vorbereitet. Das Vorbereitungsprogramm im Referat für Adoptiv- und Pflegekinder besteht aus mehreren Modulen. Es soll angehenden Pflegeeltern ermöglichen, sich mit den eigenen Erwartungen auseinanderzusetzen und die persönliche Motivation zu prüfen. Sie bekommen einen umfassenden Einblick in die Thematik und können alle Fragen oder Bedenken ausführlich besprechen. Am Ende der Schulungsmodule erhalten alle Pflegeeltern ein dreitägiges vertiefendes Seminar. Die Schulungen werden von SozialarbeiterInnen aus dem jeweiligen Fachbereich sowie von einer ausgebildeten Pflegemutter oder einem ausgebildeten Pflegevater geleitet.

Eine große Aufgabe

Pflegeeltern stellen sich einer großen Herausforderung. Die Abteilung „Stadt Wien – Kinder- und Jugendhilfe“ unterstützt diese Bereitschaft mit einem umfangreichen Angebot:

• Beratung und Begleitung durch ExpertInnen,

• kostenlose Weiterbildungsangebote,

• psychologische Beratung in Erziehungsfragen sowie die Möglichkeit des Pflegeelterncoachings und

• professionelle Unterstützung im Umgang mit den leiblichen Angehörigen und bei auftretenden Problemen.

Durch regelmäßige Supervision, Kontrolle und gemeinsame Verantwortung wird sichergestellt, dass es in der Pflegefamilie für alle Beteiligten gut läuft. Um das zu garantieren, brauchen Pflegeeltern eine Eignungsbeurteilung der Kinder- und Jugendhilfe. SozialarbeiterInnen des Referats für Adoptiv- und Pflegekinder überprüfen dafür die persönlichen, sozialen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Bedingungen. Und: In die Eignungsbeurteilung werden alle im Haushalt lebenden Familienmitglieder miteinbezogen. Die Überprüfung dauert zwischen drei und sechs Monate. Für Wiener Pflegeeltern werden kostenlos regelmäßige Fortbildungen im Fachbereich Pflegekinder angeboten. Das aktuelle Programm kann per E-Mail unter kanzlei-rap@ma11.wien.gv.at angefordert werden.

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GEMEINSAM AKTIV. Mit den Eltern in der freien Natur zu sein, über Wiesen zu laufen und viel Zeit zusammen zu verbringen, sollte für jedes Kind selbstverständlich sein.

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DEM KIND ZULIEBE. Regelmäßige Kontrollen stellen sicher, dass es in der Pflegefamilie für alle gut läuft.

Die Kosten sind gedeckt

Pflegeeltern erhalten eine monatliche Aufwandsentschädigung. Dieses Pflegekindergeld deckt die mit der Pflege, Ernährung und Erziehung verbundenen Ausgaben beziehungsweise Kosten ab. Wiener Pflegeeltern können auf Wunsch beim Verein „Eltern für Kinder Österreich“ angestellt werden. Dafür gibt es drei Anstellungsmodelle.

Elternschaft auf Zeit

Die leiblichen Eltern haben das Recht, selbst wieder die Obsorge für ihr Kind zu übernehmen. Die meisten möchten so bald wie möglich wieder selbst für ihre Kinder sorgen. Wenn dieser Wunsch – innerhalb eines für die Entwicklung des Kindes vertretbaren Zeitraumes – machbar ist, kann es sein, dass sich Pflegemama und/oder Pflegepapa wieder von ihrem Pflegekind trennen müssen. Vor allem für Krisenpflegeeltern, die spontan und kurzfristig für Familien in der Krise da sind, bedeutet das, immer wieder Abschied zu nehmen. Bis es so weit ist, sorgen sie liebevoll für die Kinder, als wären es ihre eigenen.

Informieren Sie sich jetzt unter 01/4000-90800
oder unter wien.gv.at/pflegeeltern

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