Was für ein Glück, wenn man Vorbilder in seinem Leben haben darf. Ich habe zwei ganz Große.
Dass Menschen Vorbilder brauchen, an denen sie sich orientieren können, davon bin ich überzeugt. Vorbilder sind idealerweise Persönlichkeiten, die uns inspirieren und an denen wir uns orientieren. Glücklich ist, wer Vorbilder in seinem Leben hat oder hatte. So wie ich. Meine Mutter, eine Unternehmerin „der alten Schule“, war bzw. ist immer noch ein Vorbild für mich. Zwar hat sie diese Welt vor vier Jahren verlassen, aber ihr Spirit umgibt mich Tag für Tag.
Mama ging alles mit scheinbarer Leichtigkeit von der Hand. Tagsüber schupfte sie ihren Betrieb, eine One-Woman-Show, vom Verkauf bis zur Buchhaltung. Und wenn die Schaufenster nicht spiegelten, ging sie zwischendurch ruckzuck mit dem Glas-Wischer drüber. Nach Geschäftsschluss um 18 Uhr ging sie einkaufen und um 19 Uhr stand für meinen Bruder und mich eine warme Abendmahlzeit auf dem Tisch. Später lernte sie meinen Kindern kochen und war da, wenn ich nicht da sein konnte, über mein unkoordiniertes Zeit-Management („Mama, kannst du zwei Stunden länger bei den Kleinen bleiben, ich schaff ’s vom Büro erst spät nach Hause …“) hat sie sich erkennbar still gewundert, aber nie was gesagt.
Wie sie zu sein und ALLES zu schaffen, schaffe ich nicht. Aber ihr Prinzip der kleinen Schritte („Mach das für dich Wichtigste zuerst, den Rest nach und nach …“) begleitet mich wie ein Bodyguard durch Tage und Zeiten, die Mama „turbulent“ und ich „chaotisch“ nennen würde.
Was für ein Geschenk, wenn Vorbilder manchmal wie Engel vom Himmel steigen, wenn man sie entdecken und von ihnen lernen darf. So geschehen bei Dr. Erika Freeman, in Wien geboren, in den USA zur erfolgreichen Psychoanalytikerin avanciert, vor einigen Jahren nach Wien zurückgekehrt und unermüdlich als Zeitzeugin gegen das Vergessen engagiert. In vielen Gesprächen mit ihr habe ich z. B. gelernt, dass der Augenblick weit mehr als die Zukunft zählt. Und dass es blöd ist, sich Sorgen zu machen, weil Sorgen blöd machen. Mama und Erika hätten sich sehr gut verstanden.
Liebe Erika, vielleicht hat Mama dich mir ja geschickt:-)
Viel Freude beim Lesen der neuen Ausgabe! Und machen Sie sich bitte keine Sorgen!
Herzlich, Ihre
Beitragsbild: © privat / @uschi.fellner