Street-Art wurde lange von Männern dominiert. Ein neues Buch zeigt 50 Graffiti-Künstlerinnen und die individuellen Geschichten, Träume und Ziele hinter ihren Wandmalereien.
Für manche Menschen ist es Geschmiere, Vandalismus und Sachbeschädigung, für andere hingegen Kunst. Street-Art, also nicht kommerzielle Kunstwerke im öffentlichen Raum, ist wohl seit dem britischen Künstler Banksy jedem und jeder ein Begriff. Sein Bild „Girl with Balloon“ schredderte sich unmittelbar nach dem Verkauf für knapp 1,2 Millionen Euro im Rahmen einer Sotheby’s-Auktion in London selbst. Banksy, der seine wahre Identität geheim hält, übte damit Kritik am Kunsthandel. Street-Art galt lange als Männerdomäne, doch seit einigen Jahren machen weltweit auch Künstlerinnen den urbanen Raum und unseren Alltag bunter.
Priscilla Yu Art
Die kanadische Druckerin, Illustratorin, Produktdesignerin und Wandmalerin betreibt ein erfolgreiches Atelier in Chinatown in Vancouver. Ihre abstrakten Muster lassen sich nicht einordnen, ebenso wenig wie ihr Stil: „Mich interessieren Wahrnehmung und Muster. Man findet Muster überall, ob im Modedesign oder in der Natur.“ Sie ermutigt junge Einsteigerinnen, in der Street-Art, „nicht ängstlich zu sein, keine Selbstzweifel zuzulassen und einfach anzufangen.“ © Celine Beaup
Kathrina Rupit
Im Norden Mexikos am Rande einer Wüstenstadt aufgewachsen, begann sie schon sehr früh zu taggen, um auf sich aufmerksam zu machen. In der Highschool lernte sie kreative Menschen kennen und arbeitete mit Stickern und Paste-ups. Mit 22 zog sie nach Dublin und wurde Teil eines rein weiblichen Kollektivs, das sie sehr unterstützte. „In meiner Kunst geht es darum, Frieden, Achtsamkeit und Freude zu finden. Ich hoffe, meine Kunst kann ein gewisses Nachdenken oder vielleicht sogar ein Lächeln provozieren“, sagt sie.
Claire Prouvost
Für die französische Malerin, Illustratorin und Wandmalerin ist „der soziale Aspekt das Beste an der Street Art.“ Derzeit lebt sie in Dublin und sorgt dafür, „dass die Kunst aus dem Studio herauskommt, in der Öffentlichkeit für alle sichtbar ist und mit der Gemeinschaft interagiert.“ Ihr Stil ist farbenfroh, feminin und kubistisch inspiriert. Und ja, es gibt durchaus „Bedarf nach einer weiblichen Sicht auf Street-Art. Versammeln Sie ein paar Freunde, wenn Sie unsicher sind, und legen Sie los!“
Natalia Rak
Die polnische, kurz nach der Tschernobyl-Katastrophe geborene Wandmalerin schafft großformatige Kunstwerke in hellen Farben, häufig mit floralen Themen. „Street-Art soll ins Auge stechen und Gefühle wachrufen. Ein guter Künstler muss einen eigenen Stil haben und unkonventionell denken. Auch muss er den Raum berücksichtigen und frische Energie bringen“, so ihr Anspruch.
STREET ART VON FRAUEN. 50 Rebellinnen der Szene. Der Autor Diego López beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit Street-Art. Weil auch in dieser Szene die Frauen viel zu kurz kommen, reiste er um die Welt, um Künstlerinnen zu treffen und deren Werke zu dokumentieren. Midas Collection, 265 S, € 34,90 . © Midas Collection
Beitragsbild: © Midas Collection