Aus Liebe zum Leben. Von der kleinen rosa Schleife zur landesweiten Bewegung: Seit 20 Jahren stellt sich Doris Kiefhaber dem Kampf gegen Krebs. Im Talk zieht die Initiatorin der Pink Ribbon-Kampagne Bilanz. Doris Kiefhaber, Pink Ribbon-Mastermind und GF der Österreichischen Krebshilfe mit viel Herzblut Großes bewirkt. © Andreas Hofmarcher / Maisblau

look!: 20 Jahre Pink Ribbon Österreich: Wie hat die Situation rund um das Thema Brustkrebs vor diesen 20 Jahren ausgesehen?

Da war nicht viel. Es gab auch noch kein nationales Brustkrebserkennungsprogramm mit einer Qualitätssicherung, dass nur mehr modernste Mammografie-Geräte verwendet werden. Man hat nicht über Brustkrebs gesprochen, sowohl öffentlich nicht über Vorsorge und schon gar nicht, wenn man betroffen war. Es war ein Tabuthema und das war auch der Hauptgrund, warum wir die Pink Ribbon-Aktion gestartet haben. Deshalb freue ich mich jetzt immer, wenn im Oktober ganz viele Menschen mitmachen, Medien es unterstützen und Leute auf der Straße das Pink Ribbon angesteckt haben. Und was mich auch besonders freut, ist, dass wir durch Pink Ribbon und unsere Partner die finanzielle Soforthilfe gründen konnten und heute in der Lage sind, die Frauen auch finanziell zu unterstützen.

Besonders in ländlichen Regionen ist es teilweise immer noch ein Tabuthema – was ist denn die Angst der Frauen?

Die grundsätzliche Angst von vielen ist immer noch, dass sie ihren Beruf verlieren, weil sie nicht mehr als leistungsfähig eingestuft werden, und das ist verdammt schade, weil zigtausende Frauen beweisen, dass sie nach gewisser Zeit wieder einsteigen können. Es gibt noch viele Tabus, die wir bearbeiten wollen und müssen. Was mir persönlich auch sehr leid tut, ist, dass viele eine Hemmschwelle noch nicht übertreten können und bei uns Hilfe annehmen. Viele sagen dann: „Es gibt ja noch Leute, denen es viel schlechter als mir geht“ – da will ich an jede Frau appellieren: Es ist keine Schande, Hilfe anzunehmen, im Gegenteil.

Wie kann man mit euch Kontakt aufnehmen?

Man sucht sich auf krebshilfe.net eine Beratungsstelle, die am nächsten ist, und vereinbart einen Termin. Wenn man finanzielle Unterstützung braucht, wird die Kollegin beim Beratungsgespräch informieren, welche Unterlagen notwendig sind. Wichtig zu wissen, ist, dass wir sehr gerne und viele Angehörige betreuen, denn sie sind ebenfalls „betroffen“. Was aber nicht geht, ist, dass Angehörige den erkrankten Menschen mit einer Krebshilfe-Beratung „zwangsbeglücken“ wollen, ohne dass sie oder er das möchte. Die Patientin/ der Patient oder der/die Angehörige muss die Unterstützung wollen und den Erstkontakt mit uns aufnehmen.

Wie gehst du selbst mit dem Thema um – du bist umgeben von sehr viel Hoffnung und positiven Fällen, aber natürlich auch von sehr viel Leid und Fällen, wo es nicht gut ausgegangen ist. Wie bekämpfst du deine eigene Angst?

Unterschiedlich. Grundsätzlich habe ich die Einstellung: Ich wäre unendlich dankbar, wenn es mich nicht trifft, aber wahrscheinlich ist es eine Frage der Zeit. Was kann ich dagegen tun? Relativ wenig außer früh erkennen, und daher sind meine Vorsorgetermine absolute Pflichttermine und ich freue mich nach jeder Mammografie, dass ich wieder zwei Jahre eine Ruh habe, und bin dankbar, dass mir das vergönnt ist, noch da zu sein.