Petra Raimann ist zertifizierte Tierbetreuerin und auf Katzen spezialisiert. Im Interview erklärt sie, wie man mit Katzen am besten kommuniziert und wie ein Katzenhaushalt am besten funktioniert.
look!: Liebe Petra, was hat dich dazu motiviert, die Tierbetreuung als Beruf auszuüben, der ja mittlerweile auch ein anerkannter Beruf ist?
Petra Raimann: Ich hatte als Kind eine Katze, über 20 Jahre lang, sie war mein Ein und Alles. Als ich dann meinen Sohn bekommen habe, wollte der im Kleinkindalter einen Bernhardiner haben. Diesen Wunsch konnte ich ihm nicht erfüllen, weil ich ja doch viele Stunden am Tag beruflich unterwegs bin, und das für das Tier nicht in Ordnung ist. So sind wir dann irgendwann auf die Katze gekommen, denn Katzen finden es nicht schlimm, wenn man ein paar Stunden weg ist. Eine Katze schläft ja zwischen 16 und 18 Stunden pro Tag.
Dann habe ich bei der Nachbarin auch angefangen die Katze zu betreuen, und da meine Nachbarn und Freunde sehr zufrieden waren, habe ich die Betreuung als Gewerbe angemeldet.
Welche Ausbildungen braucht man, um dein Gewerbe professionell auszuführen?
Prinzipiell ist es ein freies Gewerbe. Ich habe einige Ausbildungen absolviert (lacht). Ich bin zum Beispiel auch diplomierte Katzenverhaltensberaterin. Ich habe Erste-Hilfe-Kurse für Katzen, Hunde und Kleintiere absolviert und betreue auch Kleintiere wie Kaninchen, Meerschweinchen, Fische und dergleichen.
Jede Katze hat einen anderen Charakter – manche haben eine Futterunverträglichkeit, da ist es sehr wichtig zu wissen, wie man diese Tiere füttert und wie es der Halter gerne möchte. Manche Tiere sind gebrechlich oder haben etwas anderes, worauf geachtet werden muss. Meine Kunden vertrauen mir ihre Tiere und auch ihre Wohnung an – das ist ein großer Vertrauensvorschuss, den ich erfüllen muss.
Du betreust die Tiere immer vor Ort?
Genau, ich betreue die Tiere im eigenen Zuhause, weil gerade Katzen eine Veränderung der Wohnungsstelle nicht so gerne haben. Katzen sind sehr ortsbezogen und nicht so wie Hunde, die sich dann einfach irgendwo hinlegen. Katzen haben gerne ihre eigenen Ressourcen, sprich das eigene Kistchen, den eigenen Kratzbaum, das eigene Körbchen oder auch das Bett des Halters. Katzen fühlen sich in ihrer eigenen Umgebung am wohlsten.
Du bist auch Katzenverhaltensberaterin – wobei kannst du da beraten und unterstützen? Kann man das Verhalten einer Katze ändern?
Ja, das kann man. Es kommt aber immer auf das Problem an, das im Katzenhaushalt herrscht. Unsauberkeit zum Beispiel ist eines der häufigsten Probleme oder wenn eine neue Katze dazukommt.
Ist Unsauberkeit dann ein Zeichen von Protest?
Nicht unbedingt. Prinzipiell, wenn ich einen Anruf bekomme, muss die Katze vorerst tierärztlich abgeklärt werden, weil medizinische Probleme kann ich nicht beheben. Ansonsten ist es meistens ein psychisches Problem. Die Katze will uns etwas mit ihrem Verhalten sagen.
Was ist da zum Beispiel das häufigste Problem?
Etwa dass das Kistchen an einem falschen Standort steht oder das Streu nicht gewollt wird. Oder es kommt ein neuer Partner oder ein Baby ins Haus. Also meistens ganz simple Dinge, die man gut regeln kann. Oder es kommt eine neue Katze ins Haus und die riecht anders und es ist ja auch so, dass wir Menschen die neue Katze wollen, wir haben die andere Katze ja nicht gefragt, ob das für sie passt. Da muss man dann oft unterstützend eingreifen.
Erklär uns doch bitte einmal die Klicker-Methode.
Die Klicker-Methode ist ein guter Trainingsbehelf, um die Katze auch zu fordern und zu fördern, denn Katzen sind gescheite Tiere und mit dem Klicker-Training kann man der Katze gewisse Sachen beibringen. Zum Beispiel: Sie springt von dem einen Stuhl zu dem anderen, sie dreht sich im Kreis oder sie macht Männchen – immer in Bezug auf eine kleine Belohnung. Das hat immer eine Reaktion. Entweder mit einem Klicker, mit einem Kugelschreiber, oder man gibt immer denselbenTon von sich und dann kommt die Belohnung.
Sind Katzen überhaupt „abrichtbar“? Man hört immer, Katzen sind sehr eigenwillig.
Katzen haben schon ihren eigenen Kopf. Ich habe zum Beispiel vier Katzen, und das Klickern mag nur eine, die anderen finden das nicht so spannend. Natürlich kann man mit allen Tieren klickern – mit Wellensittichen, mit Kaninchen … Aber wenn das Tier es nicht möchte, zwinge ich es auch nicht dazu.
„Katzen haben ihren eigenen Kopf. Und man kann sie fordern und fördern.“
– Petra Raimann
EINE VON VIER. Petra Raimann in ihrem gesicherten Katzengarten mit einer ihrer insgesamt vier vierpfötigen Hausgenossinnen. © Andreas Hofmarcher / Maisblau
Stichwort Katzenkörpersprache – was sagt uns die Katze, wenn sie einen Buckel macht? Der ist nicht nett gemeint, oder?
Genau, der Katzenbuckel ist eine „Drohgebärde“, da will sich die Katze größer machen, meistens wenn sie auf einen Hund oder auf ein Tier trifft, das ihr gerade nicht so behagt. Das macht sie, um vor dem Gegner größer und imposanter zu sein.
Im Gegensatz zum Hund, wenn der mit dem Schwanz wedelt, ist es ein Zeichen von Freundlichkeit und Freude oder auch Aufregung. Wenn die Katze mit dem Schwanz wedelt, ist es immer eher ein negatives Zeichen.
Schnurren ist immer ein gutes Zeichen?
Schnurren ist ein positives Zeichen, kann aber auch Ängstlichkeit ausdrücken. Zum Beispiel beim Tierarzt, wenn sie den sehr anschnurrt, dann bedeutet es meistens: „Bitte tu mir nichts, ich tu dir eh auch nichts.“
Jetzt hast du selbst vier Katzen und einen Katzen-gerechten Haushalt. Was braucht man alles, damit sich die Katze wohlfühlt?
Um seinen Katzenhaushalt zu optimieren, ist es wichtig, dass die Katze Ebenen hat, wo sie sich verstecken kann, dafür sind zum Beispiel die Kratzbäume da. Kratzen liegt in der Natur der Katze. Wenn man keinen Kratzbaum hat, nehmen sie die Couch oder das Bett dafür her.
Dessen muss man sich bewusst sein, genauso wie darüber, dass Katzen viele Haare haben, die sie überall hinterlassen, besonders beim Fellwechsel im Frühling und Herbst. Bei uns ist der Staubsauger eigentlich immer in Betrieb (lacht). Aber es gibt nichts Schöneres, als mit Tieren zu leben.
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Beitragsbild: © Andreas Hofmarcher / Maisblau