Wie Wien Wohnt

Marie-Louise Gahleitner gibt auf ihrer Instagram-Plattform @wiewienwohnt sehr persönliche Einblicke in die Wohnungen von Menschen in Wien. Ihr Ziel ist, nicht nur Räume zu zeigen, sondern auch die Persönlichkeiten dahinter.


Charlotte, 1180

Im 18. Bezirk lebt Charlotte, die Marie-Louise eine liebe Freundin geworden ist. Ihr Zuhause strahlt eine besondere Ruhe und sofortige Gemütlichkeit aus. Mit ihrem fundierten Wissen über Interior Design und Architektur trifft sie mit ihrem Stil immer genau ins Schwarze, und ihr Auge fürs Detail macht jeden Raum besonders.

Tim, 1110

Tim hat sich im 1110 einen einzigartigen Raum geschaffen – voller Grün und kleiner Details, die seine Wohnung wie ein Mini-Museum wirken lassen. Jede Ecke erzählt eine kleine Geschichte, die seine kreative Ader perfekt widerspiegelt.

Teresa, 1050

Teresas Wohnung im 5. Bezirk ist ein wahres Farbenspiel. Alles ist harmonisch aufeinander abgestimmt und schafft eine ruhige, stilvolle Atmosphäre. Ihre Liebe zu Farbkombinationen zeigt sich in jedem Raum und verleiht dem Zuhause eine künstlerische Note.

look!: Marie-Louise, was hat dich bewogen, den Instagram-Kanal wiewienwohnt zu gründen, was ist die Idee dahinter?

Marie-Louise Gahleitner: Ich begann wiewienwohnt aus purer Neugier, während eines Spaziergangs. Ich schaute durch die verschiedenen Fenster und fragte mich: „Wie wohnt diese Person? Wie ist das Zimmer hier eingerichtet?“ In einer Stadt wie Wien, wo jeder Bezirk sein eigenes Klischee und Image hat, ist es spannend zu sehen, wie sich das in den Wohnungen der WienerInnen widerspiegelt. Wien ist eine Stadt voller Geschichte und Individualität, und ich wollte die einzigartigen Geschichten, die sich in den Wohnungen der WienerInnen verstecken, sichtbar machen. Wir legen ja einen riesigen Wert auf unsere Privatsphäre (lacht). Die Idee dahinter ist, die Vielfalt und Kreativität der Wiener Wohnkultur zu feiern und eine Plattform zu bieten, die zeigt, wie unterschiedlich und doch verbunden wir alle sind.

Kurz zusammengefasst: Wie wohnt Wien? Und was ist das Besondere am Wohnen der WienerInnen?

Hmm … diese Frage stelle ich mir immer wieder, weil ich schon ungefähr 300 Wohnungen selbst besucht habe und nie zu einem endgültigen Schluss komme. 

Vielleicht so: Wien wohnt unglaublich vielfältig, und genau das macht es so besonders. Die Stadt ist definitiv ein kultureller Schmelztiegel, und das zeigt sich auch in den Wohnungen – von Vintage- und Secondhand-Möbeln bis hin zu klassischen Designs. Die WienerInnen schaffen es, Tradition mit Moderne zu verbinden und dabei ihre eigene Identität auszudrücken. Es geht nicht darum, ein Zuhause im klassischen Katalogstil zu haben, sondern sich selbst darin auszudrücken.

WOHNSINNIG. Marie-Louise Gahleitner ist die Gründerin von wiewienwohnt, einem Instagram-Kanal, der sich dem einzigartigen Wohnstil und den Geschichten der Menschen in Wien widmet. Seit fünf Jahren teilt sie Einblicke in die Wohnungen und Lebenswelten ihrer Stadt mit ihrer Community, die sich für Interior Design und die Vielfalt der Architektur begeistert.

Wie wohnt Wien im Vergleich mit anderen Weltstädten? Wohnen die WienerInnen gemütlicher?

Wien ist Wien, und das macht es auch so besonders. Im Vergleich zu anderen Weltstädten, die ich seit Beginn von wiewienwohnt besucht habe, scheint das Wohnen in Wien weniger hektisch und mehr auf Gemütlichkeit und Beständigkeit ausgerichtet zu sein – vielleicht, weil die Stadt selbst ein Gefühl der Ruhe ausstrahlt.

Gibt es typische Elemente, die dir in vielen Wohnungen auffallen?

Ja, definitiv! Obwohl sich das in den letzten fünf Jahren, seit ich angefangen habe, etwas verändert hat. Was ich meistens sehe, sind Pflanzen. Wir lieben Pflanzen! Nicht nur als einfache Dekoration in der Ecke, sondern viele kennen sich richtig gut damit aus und wissen, wie man sich vernünftig um sie kümmert! Durch viele TeilnehmerInnen habe ich gelernt, wie ich mich selbst um meine eigenen Pflanzen kümmern soll, haha. Eine Sache, die mir auch immer wieder auffällt, ist das Zusammenspiel von lokalen und globalen Einflüssen. Egal ob Pflanzen, orientalische Teppiche oder moderne Designerstücke – die Wiener Wohnungen vereinen oft Sachen aus verschiedenen Kulturen und machen sie zu einem eigenen Stil.

Wie würdest du denn wohnen wollen, wenn Geld keine Rolle spielen würde?

Ich liebe diese Frage, weil ich so viele interessante Menschen kennenlernen durfte, die mir die Welt von Architektur und Interior Design eröffnet haben. Ich lese und sehe so viel, um mir meinen eigenen Geschmack auszusuchen. Ich würde mich für einen Stil entscheiden, der viel von dem Vintage-Charme der 50er- und 60er-Jahre aus Italien und Frankreich mitbringt. Eine eiförmige Badewanne und große Fenster mit langen Vorhängen – das habe ich mal in Amsterdam während der „Open Garden Days“ gesehen und mich direkt verliebt. Alte Fliesen finde ich wunderschön, und ich liebe es, wenn Räume von Licht durchflutet sind. Ein Teil von mir träumt auch von einem Conversation Pit – einem Designtrend aus den 50ern, der leider mit der Erfindung des Fernsehers in Vergessenheit geriet. Es ist ein versunkener Bereich im Wohnzimmer, der von Sofas umgeben ist und dazu einlädt, miteinander ins Gespräch zu kommen. 

Und wie wohnst du tatsächlich?

Puh, ich würde sagen, eher bescheiden. Obwohl ich in Wien geboren wurde, fühle ich mich oft wie ein „third culture kid“ – geprägt von polnischen, kroatischen und österreichischen Einflüssen, die mein Gefühl von „Zuhause“ prägen. Ich habe lange gebraucht, um herauszufinden, wie ich meinen Raum so gestalten kann, dass er wirklich alle Facetten meiner Identität verkörpert. Mein Zuhause ist vielleicht nicht perfekt, aber es ist authentisch. Es ist ein Ort, an dem ich mich inzwischen wohlfühle und meine Erinnerungen festhalte. Ich versuche, meinen Raum so zu gestalten, dass er mir Ruhe schenkt und mich gleichzeitig inspiriert – ein kleiner Spiegel meiner Persönlichkeit und der Menschen und Kulturen, die mir wichtig sind. Aber Pflanzen habe ich auch!

Wie wichtig ist es dir, die Authentizität in den gezeigten Wohnräumen zu zeigen?

Authentizität ist mir extrem wichtig. Natürlich möchte ich mich persönlich mit meinem Content weiterentwickeln, aber das geht nur, wenn die gezeigten Personen sich wohlfühlen und ihre Wohnungen echt und unverstellt bleiben. Egal, ob die Wohnung groß oder klein ist – jeder Mensch hat das Recht auf einen Raum, in dem er sich zu Hause fühlt, und genau das möchte ich zeigen. Es geht darum, Menschen zu feiern, die in ihren eigenen vier Wänden glücklich sind, ohne sich an einem Ideal messen zu müssen. wiewienwohnt ist dafür da, diese Vielfalt zu zeigen und meine Community daran teilhaben zu lassen. Niemand sollte sich schämen, wenn das eigene Zuhause anders aussieht als das von jemand anderem – im Gegenteil, es ist eine Bereicherung, wenn jeder Mensch in der ganz eigenen, authentischen Umgebung bleibt.

Wie wählst du die Menschen aus, die mitmachen sollen?

Tatsächlich gibt es keine Auswahl in dem Sinne. Ich bekomme vorher keine Fotos zugeschickt, sondern ich lasse mich überraschen und freue mich über alle, die mitmachen möchten. Ich verlasse mich auch oft auf Empfehlungen von TeilnehmerInnen, die mir Zugang zu Menschen und Wohnstilen eröffnen, die ich selbst nicht auf Anhieb finde. Mein Ziel ist es, so viele verschiedene Menschen wie möglich zu besuchen, ob in Bezug auf Alter, kulturellen Hintergrund oder individuelle Lebenssituation. Alle sind willkommen, weil es mir wichtig ist, dass wiewienwohnt ein echtes Abbild der Vielfalt in Wien ist.

Sandro, 1060

Sandros Wohnung im Gemeindebau im 6. Bezirk ist ein Spiegel seiner Interessen. Besonders die Küche, sein Lieblingsort, ist voller Charakter. Hier fühlt man sofort, dass Sandro einen Raum geschaffen hat, der ihm selbst und seinen Leidenschaften gewidmet ist.

Laura, 1060

Lauras Altbauwohnung im 6. Bezirk lebt von Secondhand-Schätzen und Pflanzen. Wenn das Licht perfekt fällt, verwandelt die Discokugel den Raum in eine bunte Oase. Die Atmosphäre erinnert an ein kleines, urbanes Paradies mitten in der Stadt.

Sebastian und Vera, 1180

Sebastian und Vera, beide in der Veterinärmedizin tätig, haben ein Zuhause mit warmen Holztönen geschaffen – mit liebevollen Details, die an ihre gemeinsame Leidenschaft für Tiere erinnern. Ihre Wohnung strahlt Wärme aus und ist ein Ort, der ihre beiden Persönlichkeiten wunderbar vereint.

Vroni, 1140

Vroni lebt in einem großen, offenen Raum, den sie mit viel Liebe und einem persönlichen Touch zu ihrem Zuhause gemacht hat. Ihr offener Wohnstil lädt ein zum Ankommen und Entspannen und zeigt, wie man auch große Räume gemütlich gestalten kann.

Beitragsbilder: © Wie Wien Wohnt