Sieben neue Bücher internationaler Autorinnen, die wie geschaffen scheinen für eine entspannte und prickelnde Lektüre unter dem Sonnenschirm.
JULIA KRÖHN:
Der Pakt der Frauen
Eine Geschichtsdozentin forscht 1976 über Kochbücher, als sie unvermutet auf die eigene Familiengeschichte während der NS-Zeit stößt
Heyne, €22,70
EVE BABITZ:
Sex & Rage
L.A. in den 70ern: Die blutjunge Jacaranda bemalt Surfbretter und wird von einer Agentin als Autorin entdeckt, die sie nach N.Y. lockt.
S. Fischer, € 24,70
FIONA WILLIAMS:
Jahreszeiten
Eine Familie auf dem Land in England: Die Zwillinge Sonny und Max stehen zwischen den streitenden Eltern – Mutter Tess sehnt sich nach Jamaika.
S. Fischer, € 24,80
INGRID NOLL:
Gruß aus der Küche
Die deutsche Krimiqueen beobachtet Menschen, die in einem vegetarischen Restaurant arbeiten und alle etwas zu verbergen haben.
Diogenes, € 26,80
GENERATIONENROMAN
Starke Frau als Protagonistin
Min Jin Lee arbeitete einige Jahre als Anwältin in New York, bevor sie ihre Berufung als Schriftstellerin entdeckte. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit „Pachinko“ (deutsch „Ein einfaches Leben“), an dem sie über Jahre hinweg gearbeitet hatte. In dem fünf Generationen umfassenden Familienepos, das an die großen bürgerlichen Romane des 19. Jahrhunderts erinnert, erzählt Min Jin Lee von der Diskrimi- nierung der Zainichi, der koreanischen Minderheit in Japan. Sunja und ihre Söhne leben als koreanische Einwanderer in Japan wie Men- schen zweiter Klasse. Während Sunja versucht, sich damit abzufinden, fordern ihre Söhne Noa und Mozasu ihr Schicksal heraus. Eine Lektüre über Loyalität und die Suche nach der eigenen Identität, so packend wie lehrreich, die man nicht so schnell vergisst.
FAMILIENROMAN Aufwachsen auf dem Land
Auf einem kleinen Bauernhof im Westen Englands erleben die siebenjäh- rigen Geschwister Amy und Lan die scheinbar perfekte Kindheit: Sie sind umgeben von Tieren, haben eine sanfte Landschaft als Spielplatz und essen, was man hier selbst heranzieht. Aber das perfekte Paradies gibt es nur in Märchenbüchern, denn die Erwachsenen rundherum sind natürlich nicht frei von Konflikten. Die 1967 in London geborene Tochter des jamaikanisch-britischen Drehbuchautors Evan Jones und der Schauspielerin Joanna Jones versteht es geschickt, zwischen Idylle und Alltagsleben zu chargieren – zumal sie konsequent aus der Sicht der Kinder erzählt. Das ergibt interessante Perspektiven auf das Dasein auf dem Land und die Klischeevorstellungen der Erwachsenen. Ein Buch, das Leserinnen begeistern wird, die keine Actionszenen brauchen.
EIN LEBEN, DAS VIELE ANDERE ENTHÄLT Erzählerisches Episoden-Karussell
Rachel Cusk schreibt über Weiblichkeit, Kunst und Macht, Familie und Freiheit, und davon, wie wir uns immer wieder aufs Neue erfinden. Plötzlich malt G verkehrt herum. Die eigene Frau zum Beispiel. Dabei macht er sie hässlich. Die Bilder werden ein Riesenerfolg. In Paris wird eine Frau auf offener Straße von einer Unbekannten attackiert. Bevor die Angreiferin flieht, dreht sie sich um, um ihr Opfer zu betrachten, wie eine Künstlerin, die vor ihrer Leinwand steht. Eine Mutter stirbt, und die Kinder müssen sich mit ihrem Erbe arrangieren: mit den Geschichten, die sie erzählte, den Rollen, die sie ihnen zuwies, mit der Art, wie sie ihnen ihre Liebe vorenthielt. Ist der Tod eine Art Freiheit? Rachel Cusk stellt Sprache und Denken auf den Kopf und zeigt uns die Welt, wie sie wirklich ist. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt, ohne belehrend mit dem Zeigefinger zu winken.
Beitragsbilder:© Charles Hopkinson © istock © Elena Seibert © Suhrkamp Verlag