Traumjob Tätowierer: Kunst, die unter die Haut geht!

© Klein

Das Image des Tätowierens hat in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Boost erfahren. Innungsmeister Erich Mähnert hat look!-Herausgeberin Uschi Pöttler-Fellner über das Berufsbild des Tattoo-Artists im Interview aufgeklärt. Ob dekorative Elemente, mystische Zeichen oder klare Botschaften. Die Auswahl an Motiven ist schier unbegrenzt. Eine Tätowierung lädt dazu ein, ein sichtbares – und dauerhaftes – Statement zu setzen. Doch was ist bei der Auswahl von geeigneten Tattoo-KünstlerInnen zu beachten? Wir haben Erich Mähnert in seinem Studio  besucht. 


look!: Du bist seit vielen Jahren Tätowierer. Wie bist du zu diesem Beruf gekommen?

Erich Mähnert: Ich tätowiere nun seit fast 25 Jahren. Schon in meiner Kindheit hatte ich eine große Leidenschaft für kreative Tätigkeiten und entschied mich nach der Schule für eine Lehre im grafischen Bereich. Mit 18 ließ ich mich zum ersten Mal selbst tätowieren – und das hat mein Interesse für diesen Beruf nachhaltig geweckt.

Wie schaut der Alltag eines Tätowierers aus und wie sind die Arbeitszeiten?

Der Alltag eines Tätowierers ist sehr vielseitig, denn wir sind nicht nur KünstlerInnen, sondern auch UnternehmerInnen im Dienstleistungsbereich mit einer großen Verantwortung gegenüber unseren Kundinnen und Kunden. Die eigentliche Tätigkeit, das Tätowieren selbst, macht nur etwa 40 % unseres Arbeitstags aus. Daneben gehören administrative Aufgaben wie Arbeitsdokumentationen, Hygienevorschriften, Materialaufbereitung und Kundenkommunikation ebenso zum Alltag wie alle unternehmerischen Tätigkeiten. Die Arbeitszeiten in unserer Branche sind sehr unterschiedlich. Ich persönlich arbeite etwa 60 Stunden pro Woche.

Was muss ich bei der Wahl eines Tätowierers oder Piercers beachten?

Bei der Wahl eines geeigneten Tätowierers oder Piercers sollten mehrere Faktoren berücksichtigt werden. In Österreich ist dieses Gewerbe reglementiert und erfordert eine entsprechende Gewerbeberechtigung. Offiziell zugelassene Fachinstitute findet man unter www.wkoa-z.at. Wer sich für ein Institut aus dieser Liste entscheidet, kann sicher sein, in guten Händen zu sein – denn diese unterliegen den strengsten Hygienerichtlinien Europas. Ein Beispiel dafür ist die jährlich vorgeschriebene sogenannte Unbedenklichkeitsüberprüfung, die sicherstellt, dass alle gesetzlichen Vorschriften eingehalten werden.

Wie wird man TätowiererIn/PiercerIn? Wie schaut die Ausbildung aus? 

Die Ausbildung zum Tätowierer oder Piercer ist in Österreich durch die Gewerbeordnung und Zugangsverordnung klar geregelt. Ein gutes zeichnerisches bzw. grafisches Verständnis ist dabei ebenso grundlegend wie Freude an der Arbeit mit Menschen und ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein – schließlich verändern wir das äußere Erscheinungsbild unserer KundInnen dauerhaft.

Tätowierer = Piercer? Wie unterscheidet sich die Ausbildung eines Tätowierers von der eines Piercers?

Die Ausbildung unterscheidet sich wesentlich in den praktischen Arbeitstechniken: Tätowierer arbeiten mit Nadel und Farbe auf der Haut, während Piercer sich auf das präzise Platzieren von Körperschmuck
spezialisieren.

Wie wichtig ist die Weiterbildung für
TätowiererInnen/PiercerInnen? Wie kann man sich in diesem Bereich weiterentwickeln?

Weiterbildung ist in beiden Berufsgruppen essenziell. Neue Techniken, Geräte und gesetzliche Vorgaben erfordern es, ständig auf dem aktuellen Stand zu bleiben, um wettbewerbsfähig zu sein. Die Landesinnung Wien unterstützt ihre Mitglieder dabei mit kostenlosen Seminaren und Fortbildungen. Zusätzlich bieten private Institute spezialisierte Weiterbildungen an.

Gibt es spezielle Zertifikate, die für die Berufsgruppe
Tätowieren/Piercen besonders wichtig sind?

Seit August 2024 dürfen AbsolventInnen der Befähigungsprüfung den Titel MeisterIn tragen – erkennbar am Siegel Meisterbetrieb. Weiters gibt es noch das Siegel „staatlich geprüft“, den Unbedenklichkeitsnachweis und den offiziellen Gewerbeschein.

Seit wann gehört die Berufsgruppe Tätowieren/Piercen zur Fachgruppe Fußpflege, Kosmetik & Massage?

Seit 2003 gehört die Berufsgruppe Tätowieren und Piercen zur Fachgruppe Fußpflege, Kosmetik & Massage. Der Zugang zum Gewerbe ist durch eine gesetzlich geregelte Zugangsverordnung definiert. Diese legt fest, wie lange die Ausbildung dauert, welche Inhalte vermittelt werden, wer ausbilden darf und welche Prüfungen notwendig sind.

Was hat sich in den letzten 20 Jahren am Berufsbild
TätowiererInnen/PiercerInnen geändert?

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich das Berufsbild stark gewandelt. Früher war es stark männlich dominiert – heute haben wir eine deutlich ausgewogenere Geschlechterverteilung. Auch das Selbstverständnis hat sich verändert: Früher war dieser Beruf oft eine Lebenseinstellung, heute sehen viele ihn als kreativen Handwerksberuf mit klarer Struktur.

Gibt es bestimmte „Trends“, die diese Berufsgruppe
momentan beeinflusst?

Trends kommen und gehen – ich habe vieles miterlebt: vom Steißbein-Tribal über chinesische Schriftzeichen bis hin zu realistischen Porträts. Aktuell sind besonders Fineline-Tattoos sehr gefragt. Ein bedenklicher Trend ist jedoch die zunehmende Zahl nicht offizieller AnbieterInnen, die ohne Gewerbeberechtigung arbeiten. Diese Entwicklung gefährdet nicht nur die Qualität, sondern auch die wirtschaftliche Existenz professioneller Studios.

Was macht dir besonders viel Freude an deinem Beruf?

Der Umgang mit Menschen. Kein Auftrag ist wie der andere – jede Arbeit stellt eine neue kreative Herausforderung dar. Genau das macht diesen Beruf so lebendig und erfüllend.

Beitragsbild:  © Andreas Hofmarcher / Maisblau