Wie viel sind Frauen wert?

Bekomme ich tatsächlich das, was mir zusteht? Pamela Obermaier, Bestsellerautorin, Mentaltrainerin und Businessmentorin, zum Thema Geld, Selbstwert und Selbstvermarktung.


look!: Liebe Pamela Obermaier, Sie nennen sich selbst „Potenzialentwicklerin“ – was bedeutet das genau?

Pamela Obermaier: Andere bei der Entwicklung ihres Potenzials zu unterstützen, ist die Essenz meiner Arbeit und damit der gemeinsame Nenner meiner auf den ersten Blick vielleicht recht unterschiedlich anmutenden Standbeine: Als Autorin, Kolumnistin und Speakerin setze ich wichtige Akzente, zeige alternative Möglichkeiten und versuche zu inspirieren, Mut zu machen und zu motivieren. Als Trainerin helfe ich Teams und Abteilungen von Firmen und Vereinigungen dabei, ihr Potenzial in Bezug auf ihre Kommunikationsskills, ihr Mindset und ihre Außenwirkung zu entfalten. Gemeinsam mit meiner Geschäftspartnerin Katrin Prähauser mache ich das in Form von exklusiven Medien- und Auftrittstrainings. In meiner Beratungs- und Mentoring-Funktion begleite ich vor allem Jungunternehmerinnen auf dem Weg in eine kompetente Sichtbarkeit. Und als Inhaberin meiner Textagentur sorge ich für Texte, die die jeweilige Zielgruppe dort abholt, wo sie sich gerade befindet. 

HANDBUCH ZUM ERFOLG.
In 5 Schritten wird erklärt, wie schlecht bezahlte Aufträge und ein zu niedriges Gehalt bald der Vergangenheit angehören.

Was war der Auslöser, dass Sie sich mit dem Thema „Geld und Frauen“ so intensiv beschäftigen?

Einerseits die Zahlungsmoral, mit der man(n) mir als Unternehmerin immer wieder begegnet ist, was teils sogar existenzbedrohend war. Und andererseits meine Beobachtung, dass diese Probleme so gut wie alle Frauen haben, aber so gut wie kaum ein Mann. Das hat mich sauer gemacht. Aber auch neugierig, wie man das ändern kann.

Was hält Frauen davon ab, sich ihrem Wert entsprechend zu verkaufen?

Die Sicht auf sich selbst. Viele Frauen schätzen ihre Fähigkeiten gering ein und unterschätzen sich damit in ihrem Marktwert. 

Was können wir tun, um das zu verändern?

Hinsehen, erkennen, reflektieren. Das Problem zu identifizieren ist der wichtige erste Schritt. Und dann geht’s darum, herauszufinden, wo man sich womit selbst im Weg steht – und das proaktiv anzugehen. Dafür hab ich ein Transformationsprogramm in fünf Schritten entwickelt, das nicht nur im 1:1-Mentoring mit mir funktioniert, sondern auch, wenn man es mit meinem neuen Buch engagiert allein durcharbeitet – wie mir die ersten begeisterten Leserinnen liebenswerterweise bereits berichtet haben.

Und wie sollen Frauen nun konkret in eine Gehaltsverhandlung gehen?

Verhandlungsgeschick ist eine Folge eines starken Selbstwerts. Denn man bekommt meist nicht, was man verdient oder tatsächlich wert ist, sondern das, was man überzeugend nach außen vermitteln kann. Wenn also das mit dem Selbstwert erst mal stimmt, können Frauen daran arbeiten, das nach außen zu zeigen, indem sie ihr Auftreten, ihre Stimme und ihre Kommunikationsfähigkeiten optimieren – also ihre Außenwirkung. Vor einer Gehalts- oder Preisverhandlung gilt es – wie für die meisten wichtigen Situationen –, sich bestmöglich vorzubereiten. Ich sollte genau überlegen, was ich erreichen will und welchen Mehrwert und Nutzen meine Vorgesetzten oder Kunden haben, wenn sie mir geben, was ich möchte. Außerdem sollte man sich auf mögliche Einwände vorbereiten, indem man stichhaltige Gegenargumente sammelt. Ideal ist es, wenn man das Gespräch in einem Rollenspiel vorher übt. Wenn einem der innere Tyrann dann doch ins Ohr flüstert, man werde das sicher nicht schaffen, weil Frauen nun mal nicht so gut im Verhandeln wären wie Männer, sollte man ihn in seine Schranken verweisen. Schon kleine Mädchen sind sehr gut darin, wenn es darum geht, länger fernsehen zu dürfen oder doch noch ein Eis zu bekommen – Verhandlungsgeschick liegt ihnen also durchaus im Blut.

POTENZIALE NUTZEN!
Pamela Obermaier ist überzeugt: „Viele Frauen schätzen ihre Fähigkeiten zu gering ein und unterschätzen damit ihren Marktwert.“

Was sind die Mechanismen, die Frauen daran hindern, sich mit dem Tabuthema Geld auseinanderzusetzen? Und wie tricksen wir diese Mechanismen aus?

Viele tragen unbewusst negative Überzeugungen über Geld mit sich herum. Wenn eine Frau etwa den Satz „Geld verdirbt den Charakter“ verinnerlicht hat, dann wird sie sich schwer damit tun, Geld zu verlangen, Geld anzunehmen und Geld anzuziehen, wenn es in ihrem Wertesystem – hoffentlich – wichtig ist, ein Mensch mit gutem Charakter zu sein. So etwas muss erst aufgespürt werden, damit eine neue Haltung zu Geld etabliert und programmiert werden kann. Was aber auch ein Mechanismus ist, der leider nach wie vor System hat, ist, dass viele Attribute, die man Männern positiv anrechnet, Frauen negativ ausgelegt werden: Wenn sie beruflich vorankommen wollen, gelten sie schnell als karrieregeil, zu ehrgeizig oder überhaupt gleich als Mannsweib. Da gibt’s einfach noch viel zu tun in unserer Gesellschaft, was die Rollenbilder von Männern und Frauen betrifft, denn umgekehrt dürfen Männer ja auch noch immer nicht zu weich sein oder zu sozial denken.

Was haben Sie selbst gelernt, während Sie dieses Buch geschrieben haben? Und wie gehen Sie mit dem Thema Geld um?

Ich habe bei meinen Recherchen Überraschendes über unser patriarchales System und die daraus resultierenden Nachteile für Frauen erfahren, die mir gar nicht bewusst waren, weil wir alle sie so gewohnt sind, dass wir sie als gegeben hinnehmen. Beispielsweise weiß ich jetzt, dass wir Frauen in öffentlichen Innenräumen und Großraumbüros oft deshalb frieren, weil die übliche Temperatur seit den 60er-Jahren an den durchschnittlichen Ruheumsatz eines 70 Kilo schweren, 40-jährigen Mannes angepasst ist, was für Frauen einfach bis zu fünf Grad zu kalt ist. Das klingt möglicherweise wie ein Widerspruch zu meiner Message, also drehen Sie mir bitte keinen Strick daraus, aber ich versuche, das Thema »Geld« nicht zu ernst zu nehmen und mir von ihm nichts diktieren zu lassen. Meine Erfahrung hat gezeigt: Geld kommt und Geld geht und wenn wir grundsätzlich eine positive Sicht auf Geld haben – und beispielsweise kapiert haben, dass nicht Geld den Charakter verdirbt, sondern Charakter das Geld – und uns ein Füllebewusstsein gepaart mit einem gewissen Grundvertrauen angeeignet haben, dann werden wir am Ende immer genug davon anziehen.

Frauen können eine neue Haltung zu Geld etablieren und programmieren.

-Pamela Obermaier

Angenommen, Sie bekommen eine Million Euro geschenkt – was machen Sie damit?

Ich würde den Großteil in eine Immobilie investieren, einen kleineren Anteil in Aktien, meinen Eltern einen Herzenswunsch erfüllen – und mit dem Rest eine Reise machen. (Geht sich das heutzutage aus mit einer Million?)

 Und wie sieht Ihr realistischer Vorsorge-Plan für Ihre persönliche Zukunft aus?

An dem feile ich noch … 

Beitragsbilder: © Minitta Kandlbauer