10 Jahre look!

Das vor zehn Jahren erstmals erschienene Magazin setzt die Erfolgsgeschiche seiner Gründerin fort. look! wurde zur Qualitätsmarke und steht für Women Empowerment. Autorin Andrea Buday im Gespräch mit Medienmacherin Uschi Pöttler-Fellner.

„Das habe ich noch nie gemacht, also bin ich sicher, dass ich es kann!“, zitiert Uschi Pöttler-Fellner Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf. Ein Spruch, der zu ihrem Lebensmotto wurde – und ihr, nach mehr als vier Jahrzehnten als erfolgreiche Medienmache-rin, recht gibt. Denn sehr oft in ihrer Karriere war sie Pionierin, schritt unbeirrt als Erste voraus. Mit 23 war die Wienerin jüngste Chefredakteurin des Landes, 2001 wagte sie – in der damals noch sehr männerdominierten Branche – die Gründung von „Woman“, sieben Jahre später folgte „Madonna“ und 2014 eroberte „look!“ den Markt. Zudem initiierte sie – wieder als Wegbereiterin – Frauenawards, die anfangs noch skeptisch beäugt wurden, schrieb sieben Bücher und engagierte sich als Pink-Ribbon-Botschafterin, als hierzulande noch keiner mit dem rosa Schleifchen etwas anfangen konnte. Mit Freude produziert und moderiert die Medien-Lady ihre wöchentliche TV-Talkshow „Uschi! Menschen, über die man spricht“ auf W24. Und: Die Medienmacherin, Influencerin, Kolumnistin und Vollblutjournalistin ist Mutter von vier Kindern, „Momi“ von fünf Enkelkindern und Ehefrau. Last, but not least gilt Uschi Pöttler-Fellner als Netzwerkerin, Mentorin und Vorbild.

look!: Zehn Jahre „look!“. Wie fühlt sich das für dich an?

Uschi Pöttler-Fellner: Es fühlt sich an, als wäre es gestern gewesen. Die Zeit ist so unendlich schnell vergangen, dass ich mich frage: „Was ist da alles passiert?“ Rückblickend dürfen wir uns allerdings schon auf die Schulter klopfen, und stolz darauf sein, was wir mit „look!“ etabliert haben. Nämlich nicht nur ein Magazin, sondern eine Medienmarke, die für ein bestimmtes Lifestyle-Gefühl steht, für Qualität, für Networking, für Abwechslung und vor allem auch für Women Empowerment und herausragende Events, wie etwa die „Women of the Year“-Gala. Die Medienmarke „look!“ wurde auch digital ausgebaut, aber der Kern bleibt das Printprodukt. Es erfüllt mich auch mit Stolz, zu wissen, dass dieses Produkt seit zehn Jahren in gleichbleibender Qualität erscheint und erscheinen kann – auch keine Selbstverständlichkeit in Zeiten wie diesen.

Weil die Situation für Printmedien immer schwieriger wird?

Ja, etliche Zeitschriften wurden bereits eingestellt. Es wird aber wertgeschätzt, dass wir uns als Verlag sehr bemühen, diese wichtige Schiene hochwertig aufrechtzuerhalten. Ich blicke daher positiv in die Zukunft, auch im Printbereich, der natürlich nicht allein funktionieren kann, aber wenn das Produkt als Marke etabliert ist, ist Print nach wie vor bedeutsam.

Du hast 2001 „Woman“ gegründet, danach „Madonna“ und „look!“. Damit bist du die einzige Medienmacherin, die gleich drei nach wie vor erfolgreiche Magazine für Frauen ins Leben gerufen hat. Wie waren die Anfänge?

„Woman“ war die erste Frauenzeitschrift, die aktuell sein wollte und daher auch zweiwöchig erschien. Vor nahezu 25 Jah- ren war der Markt offen, es gab nur „Woman“. Die Ära des Internets war eingeläutet, aber digital gelesen wurde wenig.Jeder freute sich auf die nächste Ausgabe, sehr viele hatten ein Abo. Auch das hat sich geändert – wie überhaupt die gesamte Medienlandschaft. Heute sind Abos sehr schwierig. „Woman“ war, wenn man so will, eine „gemähte Wiese“. Auch „Madonna“ hatte gleich eine riesengroße Zielgruppe. Inzwischen ist nichts mehr eine gemähte Wiese. Die Digitalität bzw. all die Social-Media-Plattformen haben nicht nur die Lesegewohnheiten verändert, sondern das gesamte Konsumverhalten. Daher muss – oder darf – man als Medienmacherin heute enorm kreativ sein, um die Marke nach wie vor präsent zu halten.

Wie verhält es sich denn mit deinem Leseverhalten?

Ich denke, es hält sich die Waage. Online lese ich Nachrichten oder den einen oder anderen Artikel.Bücher z. B. lese ich bevorzugt analog – als Kontrast zur digitalisierten Welt. Wenn ich mir endlich einmal Zeit nehme, um in ein Buch einzutauchen, dann will ich auch eines in Händen halten. Und kein Tablet oder Handy. Ich brauche – auch bei meinen Lieblingszeitschriften – die haptische Wahrnehmung. Das bedeutet für mich Genusslesen.

In look! finden sich viele zeitlose Artikel und Interviews, die auf Nachhaltigkeit setzen und Mehrwert bieten.

Im digitalen Zeitalter kann nicht einmal mehr eine Tages- zeitung aktuell sein. Zudem stand und steht „look!“ nicht für Aufdecker-Geschichten. Dass Richard Lugner erneut heiratet, erfährt man nicht exklusiv bei uns, aber wie er als Geschäftsmann tickt, das könnte man in „look!“ lesen. Oder etwa Interviews mit der Starpsychologin Erika Freeman, die wirklich etwas zu erzählen hat. In einem Online-Interview entwickelt ein derart tiefgehendes Gespräch nie diese Nachhaltigkeit wie in der Zeitschrift. Das erklärt auch den Erfolg von Büchern, die mit ihr oder über sie entstanden sind. Man will vielleicht zurückblättern und eine Passage nochmals lesen – das funktioniert nur im Print.

Apropos: Du arbeitest auch an einem Buch über E. Freeman.

Ja, ich habe meine unzähligen, sehr interessanten Gespräche mit Erika über viele Jahre hinweg zusammengefasst. Die in Kapitel unterteilten Interviews sind mit Fotos ihres Lebens garniert. Von ihrer Jugend und natürlich von ihrer Mutter, die beim letzten Bombenangriff in Wien ums Leben gekommenist, nachdem sie sich jahrelang als U-Boot versteckt hatte. Auch ihre schönen Lebensweisheiten und Zitate sind im Buch, das im August (im echomedia Buchverlag) erscheinen wird.

Wie haben sich die Frauen verändert?

Die Frauen von heute sind selbstbewusster und leben selbstbestimmter, wobei sich dies durch die vielen Vergleichs- möglichkeiten, die Social-Media-Plattformen bieten, wieder aufzuheben beginnt. Die Generation 40+ und 50+, also Frauen, die nicht durchdigitalisiert sind, treten heute anders auf als jene vor einigen Jahrzehnten. Sie sind aktiver und verjüngt. Hier möchte ich aber sofort anfügen, dass ich Aussagen wie „40 ist das neue 30“ nicht mag. Warum? Weil ich eine große Verfechterin des Well-Agings und des Alters bin. Es ist ein riesiges Privileg, alt werden zu dürfen und zu können. Ich reagiere allergisch auf diesen Verjüngungskult.

Du hast also kein Problem mit dem Alter?

Nicht wirklich (lacht). Ich bin eine erklärte Gegnerin des Wahns, dass Frauen nicht älter werden dürfen, um nicht an Schönheit und Leistungsfähigkeit zu verlieren. Das finde ich einfach blöd und da stelle ich mich vehement dagegen. Auch öffentlich, was nicht immer einfach ist in unserer Branche, weil wir mit Kosmetikfirmen und Schönheitschirurgien zusammenarbeiten. Dennoch: Ich persönlich mag es für mich nicht.

Du hast noch nie über ein Facelifting nachgedacht?

Natürlich stehe auch ich – wie vermutlich sehr viele Frauen – gelegentlich einmal vor dem Spiegel, ziehe meine Kinnkontur rauf, und denke, dass es etwas gestraffter besser aussehen würde (lacht). Sollte der Leidensdruck also einmal enorm groß sein, werde ich irgendetwas in Betracht ziehen. Noch ist es aber nicht so weit. Ich möchte ja auch, dass meine Enkelkinder eine Großmutter haben, die anders ausschaut als ihre Mütter. Gut ausschauen kann ich ja trotzdem.

Eine Ansicht, der man selten begegnet …

Ja, mir gefallen auch ältere Gesichter gut. Ich finde Lebenslinien im Gesicht sexy. Ich weiß, ich bin komplett gegen den Trend der Zeit, aber ich war vielleicht in manchen Dingen immer schon ein bisschen visionär. Darüber hinaus bin ich überzeugt, dass wir die Schönheit des Älterwerdens eines Tages wieder zu schätzen wissen.

Ich bin eine große Verfechterin des Alters. Älter zu werden ist ein riesiges Privileg. Gesichter mit Lebenslinien finde ich sexy


-USCHI PÖTTLER-FELLNER

ERFOLGS-AUSSICHT.Uschi Pöttler-Fellner beim Shooting auf der Terrasse der Rooftop-Bar „Mariatrink“ im Hotel Jaz in the City Vienna.

Siehst du dich eigentlich als Role Model?

Nein, null. Aber ich weiß, dass mich viele Frauen als Vorbild betrachten. Ein wunderschönes Kompliment, aber ich erhebe nicht den Anspruch, ein Role Model zu sein. Ich habe mein ganzes Leben lang einfach versucht, alles bestmöglich umzusetzen und alles unter einen Hut zu bringen. Und ich bin dankbar für die vielen Möglichkeiten, die sich mir geboten haben. Viele mögliche Chancen in meiner Laufbahn habe ich einfach ergriffen. Und nie darauf gewartet, sie angeboten zu bekommen. Ein wesentlicher Aspekt ist, dass man Ideen auch umsetzt.

Wie u. a. die Frauen-Awards, die du als Erste initiiert hast.

Als ich das erste Mal im Verlag erzählte, dass ich plane, Frauen auszuzeichnen, haben ein paar gelächelt und wollten wissen, wofür eigentlich (lacht). Das war damals bahnbrechend, aber bald schon hat das Projekt eine riesige Eigendynamik entwickelt. Die meisten Frauen sind aufgesprungen, weil sie verstanden haben, dass das eine tolle Plattform ist. Dann machten auch viele Männer mit, weil sie ebenso die Wichtigkeit erkannten. Heute spricht man von Women Empowerment und es ist allgegenwärtig. Kein Unternehmen kann es sich mehr leisten, nicht mitzuwirken. Zudem stärkt es das Selbstwertgefühl aller Frauen.

Du hast auch als Erste Frauen geehrt, die nicht bekannt waren – wie etwa eine Biobäuerin mit elf Kindern.

Das stimmt. Mir ging es immer darum, jene Frauen sichtbar zu machen, die es nicht sind. Selbstverständlich zeichnet man auch Topmanagerinnen oder Unternehmerinnen aus, weil sie eine Vorbildwirkung haben, aber der Grundgedanke ist, Frauen vor den Vorhang zu holen, die sonst eher im Hintergrund agieren. Wie etwa der Reinigungstrupp der Wiener Linien, der bei unserem „look!“-Business Awards gewürdigt wurde. Ein Event bzw. ein Award,der sehr gern angenommen wird, weil er viel mit Wertschätzung zu tun hat.

ERBUNDEN. Top-TV-Moderatorin Frauke Ludowig führte bereits mehrfach durch die „Women of the Year“-Gala.

Bist du dir deiner Pionierarbeit bewusst?

Eigentlich nicht (lacht). Na ja, ein bisschen viel- leicht. Hättest du mir diese Frage nicht gestellt, dann wäre es mir nicht bewusst gewesen.

Das heißt, du bist auch mutig und hast keine Angst vor Misserfolg?

Angst kennen ich diesbezüglich nicht. Bei neuen Projekten bin ich immer vollkommen überzeugt gewesen, dass es funktioniert. Ich glaube,
wenn man Misserfolg komplett ausblendet, findet man immer einen Weg und wird nicht scheitern. Zumindest bei mir funktioniert das gut (lacht).

Du wirkst im größten Stress ausgeglichen und ruhig. Praktizierst du vielleicht Yoga?

Nein, ich bin kein Yogamensch (lacht). Ich bin zwar immer in Bewegung, aber innerlich verliere ich sehr selten die Ruhe. Wenn es sehr hektisch ist und viele Baustellen offen sind, laufe ich zur Höchstform auf. Das ist mein Elixier, da funktioniere ich richtig gut. Was für viele Stress bedeutet, ist für mich ganz oft Ansporn und Lust. Aber ich schlafe sehr viel, sieben bis acht Stunden, und regeneriere mich dadurch schnell.

Was zählt im Leben wirklich?

Familie ist das Wichtigste, sie steht beim mir über allem. Aber auch die Dankbarkeit für das Leben ist bedeutend. Je älter ich werde, umso mehr weiß ich Gesundheit zu schätzen. Gesundheit ist – solange einem nichts fehlt – sehr unterschätzt. Ich hatte vor einigen Jahren aufgrund eines Netzhautrisses eine OP. Damals stand tatsächlich im Raum, dass ich auf diesem Auge erblinde, sofern ich mich nicht sechs Wochen diszipliniert an das Therapieprogramm halte. Viele alltägliche Tätigkeiten waren mir untersagt. Ich dachte, ich werde nie wieder lesen oder schreiben können, habe mit meinem Auge täglich stundenlang geredet. Ich denke, es hat gewirkt. Ich sehe wieder fast wie ein Adler und bin unendlich dankbar.

Deine Zukunftswünsche für „look!“?

Dass die Arbeit und die Energie, die in unserem Magazin stecken, weiterhin geschätzt werden und dass wir unsere starke Marke die nächsten zehn Jahre weiter ausbauen. In Zukunft werden Print und digital ergänzend nebeneinander existieren. Es kann aber nicht sein, dass dem digitalen Content keine Wertschätzung entgegengebracht wird. Diesbezüglich müssen wir alle noch mithelfen, damit gutgemachter Content an Wert steigt. Was ich sicher weiß: Die Zukunft bleibt spannend!

Dankbarkeit für das Leben ist wichtig. Und je älter man wird, umso mehr weiß man Gesundheit zu schätzen.


-USCHI PÖTTLER-FELLNER

Beitragsbilder:©Stephan Diesner ©Philipp Lipiarski ©Katharina Schiffl ©Ludwig Schedl ©Aman Rastegar