Zum Jubiläum ihres 20-jährigen Bestehens ist die Sammlung des führenden österreichischen Energieunternehmens VERBUND in der Albertina zu sehen.

Neben der Einbettung des Begriffs der Feministischen Avantgarde in den Kanon der Kunstgeschichte förderten die 15 veröffentlichten Publikationen der Sammlung maßgeblich die Karriere einiger Künstlerinnen. Die Ausstellung zeigt zahlreiche Neuankäufe, welche erstmals in Österreich zu sehen sind. 

Feministische Avantgarde

Den Auftakt der Ausstellung machen jene Künstlerinnen, deren Werke entsprechend der Maxime „Tiefe statt Breite“ monographisch in die Tiefe gesammelt wurden, wie Cindy Sherman, Francesca Woodman, Birgit Jürgenssen und Renate Bertlmann. Cindy Sherman wird begleitet von Zeitgenossinnen wie Martha Wilson und jüngeren Positionen wie Aneta Grzeszykowska, die Shermans berühmte Untitled Film Stills in Farbe nachstellte. Es folgen Werke aus der Feministischen Avantgarde der 1970er-Jahre. Diesen Pionierinnen gelingt es erstmals in der Geschichte der Kunst, ein völlig neues ‚Bild der Frau‘ zu schaffen. Der weibliche Körper löst sich aus einem jahrhundertealten Objektstatus und tritt als Subjekt, als Akteur auf. Den Begriff „Feministische Avantgarde“ prägte Gründungsdirektorin Gabriele Schor im Jahre 2007, um die Pionierleistung dieser Künstlerinnen zu würdigen und positionierte sie mit einer zehnjährigen europäischen Ausstellungstour erfolgreich im kunsthistorischen Kanon. Durch diese inhaltliche Vertiefung gelang es Schor, ein Alleinstellungsmerkmal für die SAMMLUNG VERBUND aufzubauen. 

Vor dem Hintergrund der Verräumlichung der Kunst in den 1970er-Jahren widmet sich ein weiterer Bereich jenen Werken, die sich mit der konzeptuellen, poetischen und psychologischen Wahrnehmung von Räumen und Orten auseinandersetzen. Gordon Matta-Clark zersägt ein Haus in zwei Teile, neigt eine Hälfte um einige Grade und schafft so seine ‚Anarchitecture‘ als Kritik an der konventionellen Architektur. David Wojnarowicz verknüpft auf poetische Weise sein Leben in New York mit jenem des französischen Dichters Arthur Rimbaud. Und Ernesto Neto schafft in Anlehnung an Sigmund Freuds Traumdeutung einen psychologisch aufgeladenen Raum, in dem eine Puppe im Schaukelstuhl weilt und mit einem Über-Ich außerhalb des Käfigs geheimnisvoll verbunden ist.Die Jubiläumsausstellung präsentiert Neuerwerbungen im Kontext von ‚Gender, Identity & Diversity‘, Werke, die noch nie in Österreich zu sehen waren. Künstler*innen erschaffen Erinnerungsräume, wie die in Südafrika geborene Lebohang Kganye, die sich mit Fotomontagen mit der Beziehung zu ihrer verstorbenen Mutter auseinandersetzt oder der in Kasachstan geborene Alexander Ugay. Ausgehend von der koreanischen Diaspora geht er Spuren seiner Vorfahren mit analogen sowie KI Fotografien nach. Mit ihren großformatigen Collagen entwirft die norwegisch-nigerianische Künstlerin Frida Orupabo Szenen, die Kolonialgeschichte, Sklaverei, Rassismus und Sexismus thematisieren. Zanele Muholi identifiziert sich als nichtbinär und tritt aktiv für die LGBTQIA+-Rechte in Südafrika ein. Muholis inszenierte Selbstportraits kritisieren den eurozentristischen Blick auf den Schwarzen Körper. Sin Wai Kin dekonstruiert und rekonstruiert soziale Narrative und verkörpert mit dem Video „It’s Always You“ vier nichtbinäre Identitäten einer fiktiven Boygroup. 

look!-Tipp: Der 1. der 3 beschriebenen Ausstellungs-Teile beschäftigt sich ausschließlich mit feministischer Kunst.

Beitragsbild: 20 Jahre SAMMLUNG VERBUNDALBERTINA29.02–05.05.20243/811. Aneta Grzeszykowska, Untitled Film Stills, 2006 ©2024Aneta Grzeszykowska/Courtesy of the artist andRaster Gallery, Warszawa/ SAMMLUNG VERBUND, Wien, Erworben 2008