Kolumne by Uschi Pöttler-Fellner
Aus gegebenem Anlass widmen wir uns an dieser Stelle dem umfassenden Thema „Neid“. Im Duden ist Neid als Gefühl definiert, das bei einer Person entsteht, wenn sie einer anderen Person etwas nicht gönnt oder das, worum sie die andere Person beneidet, selbst haben möchte. Extra angeführt sind der „Sozialneid“, der „Futterneid“ und der „Penisneid“ (Hilfe!). Nun fragen Sie sich zu Recht, geneigte Leserin: Was ist die liebe Uschi denn um Himmels willen wem neidig? Und warum?
Ich darf beruhigen. Ich bin niemandem sein Zipfi neidig, ich gönne den Geissens jeden Luxus und Futterneid spürt höchstens der beste Ehemann von allen, wenn ich ihn sanft darauf hinweise, dass man nicht von anderer Leute Teller „kostet“, bevor diese selbst den ersten Bissen tun. Ich bin – und dazu stehe ich – eineNetz-Neiderin.
Gemeint sind weder Netzstrümpfe (die gönne ich jedem und jeder von Herzen) noch das früher legendäre Einkaufsnetz, das meine Oma bei jedem Einkauf und ich in -meinem ganzen Leben noch nie dabei hatte.
Ich meine das ganz normale und in meinem speziellen Fall auffällig oft nicht vorhandene Telefonnetz. Ein Beispiel: Ich, irgendwo auf der Welt oder auch nur im Büro in Wien, mit einem einzigen, winzigen Empfangsstricherl auf meinem Handy.
Alle um mich herum scheinen prächtigen Empfang zu haben, telefonieren, surfen im Netz, sind beschäftigt, eben weil sie Empfang haben… Ich, zum Fenster gehend, unruhig auf und ab trabend, auf der Suche nach einem Platzerl, wo zumindest zwei Striche sichtbar werden, leicht gereizt die Frage in den Raum werfend: „Habt ihr eigentlich Empfang?“
KEINER ANTWORTET. Klar, weil alle telefonieren bzw. mit Surfen beschäftigt sind. Wenn ich Empfang habe, gebe ich mich auch ungern mit Menschen ab, die null Empfang haben. Könnte anstrengend werden.
Ich also, zum nächststehend Telefonierenden: „Hast du Netz? Und wenn ja, welches?“ Meistens wendet sich die angesprochene Person rasch von mir ab, weil sie denkt, ich sei nicht ganz dicht. Oder zumindest, ich hätte mich nicht unter Kontrolle.
Richtig, ich kann nicht garantieren, dass ich jemandem, der volles oder auch nur halbes Netz hat, nicht blitzschnell das Gerät aus der Hand winde, „Muss nur schnell telefonieren“ nuschle und mich aus dem Staub mache.
HABEN SIE ÜBRIGENS NETZ? Wenn ja, ich gönne es Ihnen (zumindest, solange ich auch welches habe). Aber sagen Sie bitte nie den Satz zu mir, der mich immer so hoch auf die Palme bringt, dass ich ganz schwer wieder herunterkomme (im Palmenklettern bin ich übrigens besser als im Handynetzaufspüren): „Das muss an deinem Handy liegen!“
Das ist der verbotene Satz. Meiden Sie ihn, beleidigen Sie nicht mein Handy. Wenn mein Mann diesen Satz ausspricht, in der satten Gewissheit, mich auf die Palme zu bringen, werde ich zur futterneidigen Hyäne und fresse ihm aus Rache den Teller leer, bevor er sich zum Tisch gesetzt hat.
Falls Sie jetzt einen verheerenden Eindruck von mir bekommen haben: Ruhig bleiben, Leute, ganz ruhig bleiben. Ich tu euch nichts. Ich schau euch nur ein bisschen beim Telefonieren über die Schulter, um zu checken, ob ihr volles Netz habt und wenn Nein, macht ihr mir eine Freude! Gemeinsam ist man ohne Netz doch weniger alleine.
-Uschi-Pöttler-Fellner
„Beleidigen Sie nie mein Handy. Sonst werde ich zur Hyäne und fresse Ihren Teller leer.“
Beitragsbild: © Stefan Diesner