Der Wiener Opernball – Synonym für Prunk, Prominenz und Politschaulaufen. Doch hinter der glitzernden Fassade verbirgt sich eine Parallelwelt, in der Macht, Geld und Champagner fließen. Autorin Stefanie Sargnagel hat sich für ihre neueste Theatershow „Opernball – Walzer, Wein und Wohlstandsbauch“ in dieses gesellschaftliche Biotop begeben und ihre Erlebnisse gnadenlos auf die Bühne gebracht.
Seit Jahrzehnten ist der Wiener Opernball nicht nur ein kulturelles Großereignis, sondern auch eine Machtdemonstration der politischen und wirtschaftlichen Elite. Internationale Stars geben sich die Klinke in die Hand, während früher Richard Lugner mit wechselnden Begleiterinnen die Boulevardspalten füllt. Doch was für viele eine märchenhafte Inszenierung ist, entpuppt sich für Sargnagel als Sinnbild der sozialen Schieflage: Reichtum wird zelebriert, während gesellschaftliche Missstände ausgeblendet werden.
Sargnagel: Eine Stimme der Underdogs
Mit ihrem gewohnt spitzzüngigen Humor hat sie sich unter die Reichen und Mächtigen gemischt und dabei eine Welt dokumentiert, die Normalsterblichen meist verborgen bleibt. „Es ist, als würde man in eine Zeitkapsel der Dekadenz steigen“, sagt sie über ihren Opernball-Besuch. Ihr Theaterstück hält der Wiener High-Society den Spiegel vor – schonungslos und scharfzüngig. Stefanie Sargnagel gilt als eine der unkonventionellsten Stimmen der österreichischen Kulturszene. Ihre Texte bewegen sich zwischen Satire, Gesellschaftskritik und derbem Wiener Schmäh. Nach „Ja, eh! Beisl, Bier und Bachmannpreis“ und „Heil – eine energetische Reinigung“ folgt mit „Opernball“ nun die dritte Uraufführung der Autorin im Rabenhof Theater. Die Inszenierung von Christina Tscharyiski bringt Sargnagels bissige Beobachtungen mit einem hochkarätigen Ensemble und Live-Musik von Salò auf die Bühne. Laura Hermann, Martina Spitzer, Skye MacDonald und Jakob Gühring verleihen der Geschichte zusätzliche Schlagkraft und sorgen für eine mitreißende Performance.
Zwischen Johann Strauss und Systemkritik
Der Wiener Walzer mag das musikalische Fundament des Opernballs sein, doch in Sargnagels Theaterstück dreht sich der Tanz nicht um Romantik, sondern um Privilegien. „Opernball“ ist eine Abrechnung mit der Selbstbeweihräucherung der High-Society – zwischen Tradition, Protz und dem Versuch, gesellschaftliche Realität auszublenden. Mit ihrer gewohnt scharfen Feder bringt Sargnagel frischen Wind in das altbekannte Narrativ des Wiener Opernballs und beweist einmal mehr: Gesellschaftskritik kann unterhaltsam sein – solange man nicht zum Ziel dieser Kritik gehört.
Premiere ist am 25. Februar 2025 im Rabenhof Theater.
Weitere Vorstellungen folgen bis März. Karten sind für € 32,- erhältlich.