Auf TikTok und Instagram folgen ihm Hunderttausende. Jetzt hat Influencer Michael Buchinger ein Kochbuch geschrieben – 60 Rezepte und kulinarische Anekdoten im schräg-lustigen Buchinger-Style. Das Interview.
Gleich vorweg: Wer mit Michael Michi Buchinger spricht, weiß sofort, was einen großen Teil seines Erfolges ausmacht – er ist authentisch. Da gibt’s keinen Unterschied zwischen dem Michi auf Instagram und TikTok, im Podcast oder im TV. Er ist witzig, geradeheraus ehrlich. Das ist es, was Hunderttausende FollowerInnen begeistert. Jetzt hat der 31-jährige Influencer – ein Begriff, unter dem sich so gut wie alles subsumieren lässt, u. a. ist Buchinger Autor, Podcaster und Kabarettist – ein Kochbuch geschrieben. Und das ist herzerfrischend … anders. In welchem Vergleichswerk gibt’s schon Kapitel wie „Schaut scheiße aus, schmeckt aber gut“ oder „Was ich am Kochen hasse“? In welchem Kochbuch heißen Rezepte „Angekokelter Lachs“ oder „Schnelles Thunfisch Mischmasch“? Dass es in Michis Küche immer ein bisserl chaotisch zugeht, wissen Fans schon aus seinen legendären Videos, die ihn einst mit mehr als 40 Millionen Aufrufen zu einem der erfolgreichsten Youtuber Österreichs machten: Nicht nur einmal fackelte er beinahe die Küche ab. Das Chaos ist prolongiert – auch heute noch fällt die Torte kurz vor dem Anrichten auf den Boden oder das Grillhuhn verkohlt …
look!: „Ich koche nicht gerne, aber kann es sehr gut!“ lautet der Untertitel Ihres Kochbuches …
Michi Buchinger:… und alles, was ich mache, schmeckt. Ich habe 15 Jahre mit Küchen-Fails und Verletzungen am Herd hinter mir, ich habe so viel dazugelernt, dass ich mich heute in der Lage fühle, meine Kochweisheiten mit anderen zu teilen. Im Buch gibt’s 60 Rezepte – alles meine absoluten Lieblingsgerichte, die ich in ständiger Rotation koche. Ich bemühe mich dabei um die perfekte Balance zwischen Protein-Shakes und Dirty Wodka Martinis.
Haben Sie alles selbst gekocht, was im Buch gezeigt wird?
Selbstverständlich! Und es war mir wichtig, die Gerichte so ungehübscht und authentisch wie möglich zu zeigen. Wer genau hinsieht, erkennt brennendes Backpapier, tropfende Sauce und dreckige Teller im Hintergrund.
Was hassen Sie am Kochen – und was lieben Sie daran?
Selbst zu kochen ist wirklich nicht so günstig, wie die Leute immer tun, und ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich nicht alles verkoche. Ich hasse diesen Kochgeruch, kochen stresst mich und ich gehe auch nicht so gern einkaufen. Was ich am Kochen liebe, ist, dass man die absolute Kontrolle hat, es geht schnell, es ist nachhaltiger, es ist ein kreatives Ventil, und ich kann dabei super entspannen. Außerdem ist das Kochen ein Zeichen der Wertschätzung.
„Michis Dirty Wodka Martini“ – mit reichlich Wodka und nur „anstandshalber einem Hauch Wermut“.
Sie widmen Gerichten, die mit Chips zubereitet werden, und dem Backen viel Raum …
Manche Künstler haben ihre „blaue Phase“, ich hatte als Jugendlicher meine „Chips-Phase“. Damals habe ich die meisten Dinge mit einer Handvoll Chips verfeinert. Den „Klassischen Chipstoast“ (Rezept auf der nächsten Seite, Anm.) habe ich mit 15 Jahren kreiert. Seit damals liebe ich auch das Backen …
… Sie schreiben darüber im Kapitel „Ich war 16 und unzufrieden …“
… denn ich hatte zu diesem Zeitpunkt weder ein Girl geschweige denn einen Boy geküsst und wollte meine Frustration darüber gerne mit Cupcakes, Brownies, Cookies und Schoko-Fudge-Torten ersticken. Im Burgenland war ich aber vor allem von altmodischen Backwaren wie Plundergebäck und trockenen Kipferln umgeben. Damit kann man mich bis heute jagen. Also beschloss ich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und bestellte im Internet Backbücher, u. a. von Martha Stewart und der New Yorker Konditorei-Kette Magnolia’s Bakery. War ich anfangs gut im Backen? Natürlich nicht! Aber schon bald duftete es aus dem Küchenfenster meines Elternhauses in Müllendorf nach French Toast, Cupcakes und Boston Cream Pie. Und ich liebe das Backen noch immer. Bei all den Unklarheiten des Alltags gibt es mir Sicherheit und Trost, mich in die Küche zu stellen und etwas zu backen.
In Ihrem Kochbuch gibt es nicht nur Rezepte, sondern auch kulinarische Anekdoten, etwa über ein erstes Dinner-Date mit Ihrem Partner Dominik, mit dem Sie mittlerweile seit mehr als zehn Jahren liiert sind.
Ich googelte damals nach „Sexy Essen für Date zu Hause EINFACH“. Die Suchmaschine spuckte ein Rezept aus, das angeblich supereasy, sexy und mysteriös sein sollte. Es handelte sich um „Spaghetti al nero di seppia“, also schwarze Pasta mit Tintenfischtinte. Ich fühlte mich tatsächlich als sexy Koch, aber nur so lange, bis mir einfiel, dass Dominik vegetarisch und phasenweise sogar vegan lebte. Und für ihn machte ich gerade eine Sauce aus Tintenfischtinte … mein Selbstbewusstsein näherte sich dem der unbeholfenen Bridget Jones an, die ihren Gästen blaue Suppe servierte.
Dominik aß dann alles und lobte, während sich seine Lippen betörend schwarz färbten. Und ich sah ihm an, dass er nichts an dem Essen mochte.
Apropos Einladungen, es gibt auch das Kapitel „Michis Tipps für eine gelungene Dinner-Party“ …
Dinner-Partys mögen ja in der Theorie ganz nett klingen, aber in der Realität stressen sie mich. Ich werde mich hüten, damit zu prahlen, dass ich jede Woche eine Dinner-Party schmeiße, auf der immer alles glatt läuft. Ich bitte dich! Je mehr Leute ich aus meiner Wohnung fernhalten kann, desto besser. Ich hab gerne meine Ruhe. Weil ich aber nicht wie ein asozialer Einsiedlerkrebs leben möchte, erlaube ich alle heiligen Zeiten Besuch in meiner Wohnung. Ich weiß deshalb, dass die Gäste auf Hausmannskost abfahren, und vor allem ist es wichtig, reichlich Alkohol zu servieren. Außerdem sollte schon bei der Einladung klargelegt werden, wann die Party endet: Bitte geht vor 22 Uhr nach Hause!
TOP. Auch für jene, die nicht kochen wollen – weil lustig zu lesen: „Buchingers Kochbuch“ von Michael Buchinger, Brandstätter Verlag, € 28,–.
Beitragsbild: © Kevin Ilse / Brandstätter Verlag