Brustkrebs – Schockdiagnose, aber auch Hoffnung. Univ.-Prof. Dr. Christian Singer, einer der führenden Experten, und Künstlerin Barbara Wallner, die ihre Erfahrungen als Betroffene in der Kampagne „more – Momente im Leben“ verarbeitet hat, über eine Zukunft, in der jede Frau die bestmögliche Unterstützung erhält.
Die Initiative „more – Momente im Leben“ gewährt einen einzigartigen Einblick in das Leben von metastasierten Brustkrebspatientinnen. Künstlerinnen präsentieren ihre Interpretationen jener gewonnenen Momente, die Betroffene dank innovativer Therapien erleben können. Die Sammlung an Kunstwerken wächst laufend weiter und kann unter more-momente.at und @moremomente.at bestaunt werden.
WISSENSCHAFTLICHE MISSION. Prof. Dr. Christian Singer, Leiter des Zentrums für Familiären Brust- und Eierstockkrebs in Wien, setzt sich für innovative Therapien und eine frühzeitige Erkennung ein, um die Lebensqualität seiner Patientinnen zu verbessern.
look!: Metastasierter Brustkrebs stellt Betroffene vor besondere Herausforderungen. Können Sie uns erklären, was diese Form des Brustkrebses von nicht metastasierten Fällen unterscheidet und warum es so wichtig ist, das Bewusstsein für diese Unterschiede zu schärfen?
Univ.-Prof. Dr. Christian Singer: Die Mehrzahl von Brustkrebsfällen kann heute durch Operationen und Therapie geheilt werden. Allerdings bilden sich bei etwa 15 % der Betroffenen in den Jahren nach der OP Geschwülste in anderen Organen wie der Lunge, der Leber oder im Gehirn. Dann spricht man von einer nicht mehr heilbaren Krankheit, welche die Lebenserwartung einschränkt. Daher ist es wichtig, Krebs im Frühstadium zu erreichen, wenn er noch nicht gestreut hat. So ist die Mammografie beispielsweise eine wirksame Früherkennungsmaßnahme. Zudem kann jede Frau einen Beitrag dazu leisten, das Risiko zu senken – und zwar durch regelmäßigen Sport, Normalgewicht und wenig Alkohol – natürlich nur dann, wenn keine genetische Disposition vorliegt.
Die Forschung im Bereich Brustkrebs hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht. Welche neuen Ansätze gibt es speziell in der Behandlung von metastasiertem Brustkrebs, und welche Rolle spielen dabei auch österreichische Forschungseinrichtungen wie die ABCSG?
In den letzten fünf Jahren fand eine Revolution in der Krebstherapie statt. Durch sogenannte Immuntherapien, die gemeinsam mit der Chemotherapie verabreicht werden, sind die Behandlungsmöglichkeiten zielgerichteter und schonender als frühere Chemotherapien.
ABCSG zählt weltweit zu den führenden Studiengruppen und durch diese Forschungseinrichtung wurde Österreich zu einem Big Player in der Krebsforschung. So konnte beispielsweise weltweit erstmals gezeigt werden, dass sich die Überlebenschance verdoppelt, wenn eine Krebsimpfung gemeinsam mit einer konventionellen Therapie verabreicht wird.
Was bedeutet das Motto der Kampagne „more – Momente im Leben“ für Sie persönlich und für Ihre Arbeit als Behandler?
Neue, zielgerichtete Behandlungsoptionen sind besonders schonend und nebenwirkungsarm und daher konventionellen Ansätzen deutlich überlegen. Daher auch der Name der Kampagne „more – Momente im Leben“: eine deutliche Lebensverlängerung bei gleichzeitig guter Lebensqualität.
Frau Wallner, der Austausch mit anderen Betroffenen ist eine wertvolle Unterstützung im Umgang mit einer Erkrankung wie Brustkrebs. Wie haben Sie die Diagnose Brustkrebs erlebt und welche Rolle spielte der Austausch mit anderen Patientinnen für Sie?
Barbara Wallner: Die Diagnose Brustkrebs war natürlich ein enormer Schock. Es zog mir den Boden unter den Füßen weg. Mir wurde das erste Mal meine eigene Endlichkeit bewusst und das löste zunächst einmal heftige Ängste und Emotionen aus. Der Austausch mit Menschen, die Ähnliches durchleben, hilft immer in schwierigen Situationen. Man fühlt sich verstanden.
Was ist rückblickend, aus Sicht einer Patientin, besonders wichtig bei der Begleitung einer Brustkrebserkrankung? Wie haben Sie die Unterstützung durch Ihr behandelndes Team, insbesondere durch Prof. Singer, erlebt?
Ich hatte das große Glück, in Prof. Singer einen Arzt gefunden zu haben, dem ich total vertraut habe. Seine fachliche Kompetenz und auch die menschliche Komponente haben mir das Gefühl gegeben, in besten Händen zu sein. Sich „gesehen“ und wahrgenommen zu fühlen in diesem emotionalen Prozess, den man durchlebt, ist sehr wichtig für mich gewesen.
Sie leisten mit Ihrer Kunst einen wertvollen Beitrag zur Gilead-Kampagne „more – Momente im Leben“ und nutzen Ihr Werk als Ausdrucksmittel im Umgang mit der Diagnose Brustkrebs. Wie hat Ihnen das künstlerische Schaffen geholfen, Ihre Krankheit zu verarbeiten, und warum ist Kunst Ihrer Meinung nach besonders geeignet, Bewusstsein zu schaffen?
Meine Malerei ist immer der Spiegel meiner Seele. Was auch immer geschieht, meine Kraft und meine Freude setzen sich durch. Das zeigt sich durch die Farbigkeit und die Lebendigkeit in meinen Bildern. Zu wissen und zu spüren, dass diese Kraft in mir steckt, hilft mir in allen Bereichen meines Lebens. Kunst kann den Betrachter auf einer emotionalen Ebene berühren und ihm Einsichten verschaffen, die rational nicht zu erreichen sind.
„Der Austausch mit Betroffenen hat mir gezeigt, dass ich nicht alleine bin. Das hat mich gestärkt und mir geholfen, mit der
Krankheit besser umzugehen.“
KÜNSTLERISCHES ENGAGEMENT. Barbara Wallner, Künstlerin und ehemals Brustkrebs-Betroffene nutzt die Malerei, um ihre Erfahrung auszudrücken und anderen Betroffenen Hoffnung zu geben.
MOMENTE IM LEBEN. Barbara Wallners Werk „Summer Breeze“ symbolisiert die kostbaren Augenblicke, die durch immer besser werdende Therapien möglich werden.